Es ist die Praxis der Künste, welche in der Lage ist, gesellschaftliche Transformationsprozesse, wie die im Zeitalter der Digitalität, sichtbar und kritisch reflektierbar zu machen, weil sie häufig schneller, als andere gesellschaftliche Bereiche Veränderungen aufgreifen, diese ästhetisch verarbeiten und dadurch zugänglich machen.
Um diese differenzierte, sinnlich-reflexive Wahrnehmung in der Ausbildung zu schärfen und zu implementieren, geht die [Bildnerische] Erziehung weit über das Erlernen von Techniken, materiellen Fertigkeiten und digitalen Anwendungen hinaus. Der Fokus auf den künstlerisch-experimentellen Prozess bewirkt ein vertieftes Verständnis der Bildenden Künste aus der individuellen Praxis heraus. Begleitet wird dies durch kritische Analyse, Hinterfragung und Verortung des eigenen Werks im Dialog mit den Bezugssystemen historischer und aktueller Diskurse sowie gesellschaftlich relevanter Themen. Als konstruktive Schnittstelle zwischen künstlerischem und pädagogischem Handeln werden Kunstproduktion und Ausstellungspraxis erweitert durch Strategien der Interaktion, der Partizipation und der Vermittlung.
In der [Bildnerische] Erziehung – im Sinne der pädagogischen Auseinandersetzung mit den bildenden Künsten und der visuellen Kultur – haben wir es mit vielfältigen Formen des Wissens zu tun. Solche Formen in ihrer Vielfältigkeit aus künstlerischer und pädagogischer Sicht zu bedenken, fordert eine Offenheit und ein immerwährendes Hinterfragen tradierter Positionen. Gerade im Zeitalter der Digitalität und kultureller Diversität entstehen ganz neue pädagogische und künstlerische Herausforderungen. Für uns stellt sich dabei die Frage danach, wie denn die nächste Kunstpädagogik aussehen könnte?
Die Antwort kann nur eine Suchbewegung sein, die sich künstlerisch sowie theoretisch den sozialen, kulturellen, politischen, technischen und auch geografischen Veränderungen annimmt und versucht, Bildung grundsätzlich neu zu denken.