With Dylan On The Road II

14.11.2024
Studierendenprojekt
© Kantner/Cazzoli

Kunst entzündet sich an der Kunst, das Leben am Leben – das war einer der Grundgedanken, als 2022 erstmals das Reisestipendium „With Dylan on the Road“ konzipiert wurde, mit dem künstlerische Teams auf den Spuren von Bob Dylan auf Reisen gehen und Projekte entwickeln konnten. Die Reisen führten in europäische aber auch (nord- und süd-) amerikanische und afrikanische Länder und brachten eine Vielfalt künstlerischer Arbeiten, von Performance zu Song, von graphischer Arbeit zu Theaterstück, von der Videoinstallation zur künstlerisch anspruchsvollen Dokumentation zurück. Mit „With Dylan on the Road 2“ wird über den genannten geographischen Raum nun auch der asiatische (Japan, Korea, aber auch die Türkei) miteingeschlossen, bzw. von den zehn neuen künstlerisch-wissenschaftlichen Vorhaben erschlossen.

 

Eine große Retrospektive aller Projekte der zweiten Edition von "With Dylan on the Road" wird im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten des UMAK im Herbst 2025 stattfinden.

“All I can do is be me, whatever that is”, sagt Dylan einmal, und er sagt das in der ihm immer eigenen Kombination aus tongue-in-cheek und größter Wahrhaftigkeit. Dazu lässt sich die Erkenntnis legen, dass man dort am meisten man selbst ist, wenn man aus Gewohntem ausbricht, den Kontext des immer Gleichen verlässt, nicht nur fremd im eigenen Land ist, sondern aufbricht, sich auf den (je eigenen!) Weg macht, um so nicht nur Neues zuzulassen – das kommt von selbst - sondern auch einen geschärften Blick auf das Eigene zu gewinnen, dem man daheim vielleicht leicht verlustig geworden wäre. „I was born a long way from where I am supposed to be and so I am on my way home “– wieder Dylan, und das beschreibt diesmal mit kaum einem Augenzwinkern die Notwendigkeit des Prozesses, auf den es sich einzulassen gilt, in jedem ernsthaften Versuch, um: zu werden, was man ist.

Kunst entzündet sich an der Kunst, das Leben am Leben – das war einer der Grundgedanken, als ich, mit dem Rückenwind des Rektorats der Universität Mozarteum, das Reisestipendium „With Dylan on the Road“ konzipieren, und mit großzügigster finanzieller Unterstützung der International Society of Mozarteum University Salzburg 2022 das Projekt erstmals aus der Taufe heben konnte.

Neun Teams machten sich auf die Reise, in künstlerischen Zweierteams, entwickelten - noch ‚daheim‘ in Salzburg - auch mit Unterstützung des Teams der Abteilung Forschungsmanagement (neben mir sind da vor allem Thomas Ballhausen und Maria Herz zu nennen) - kompetitive Proposals für künstlerisch/wissenschaftliche Projekte, die “on the road“ unternommen werden sollten. Die Reisen führten in europäische aber auch (nord- und süd-) amerikanische und afrikanische Länder und brachten eine Vielfalt künstlerischer Arbeiten, von Performance zu Song, von graphischer Arbeit zu Theaterstück, von der Videoinstallation zur künstlerisch anspruchsvollen Dokumentation zurück. Im Sinne des Dylanschen Bringing it all Back Home wurde jede einzelne der Arbeiten im Herzen der Stadt Salzburg im wunderbaren Rahmen des „Jazz and the City“-Festivals 2022, auch dank der großartigen Kooperation mit der damaligen Leiterin, Tina Heine, präsentiert, aufgeführt, ausgestellt, performt.

2024 nun also “With Dylan on the Road 2” – was ist anders, was bleibt? Verstärkt wurde der sich bereits 2022 abzeichnende Fokus auf Interdisziplinarität. Also: den Reichtum und die Vielfalt der musischen und künstlerischen Fächer unter dem Dach des Mozarteums zusammenzubringen, wurde eine echte Spielregel. Die Mitglieder der Zweierteams kommen aus unterschiedlichen Departments und künstlerischen Richtungen, um so einen gesamtuniversitär wichtigen Akzent auf das Arbeiten zwischen und über Disziplinengrenzen hinweg bereits im Studium zu setzen.

Das Programm „With Dylan on the Road“ hat sich durchgesetzt, an Profil und Sichtbarkeit gewonnen. Es ist zur Marke geworden. Das bedeutete auch eine deutlich höhere Antragsanzahl gut vorbereiteter Zweierteams – und damit auch einen herausfordernden Auswahlprozess. Mit „With Dylan on the Road 2“ wird diesmal über den bereits genannten geographischen Raum nun auch der asiatische (Japan, Korea, aber auch die Türkei) miteingeschlossen, bzw. von den, diesmal zehn, neuen künstlerisch-wissenschaftlichen Vorhaben erschlossen.

Transformation beginnt im Kleinen, wenn auch nicht gerade versteckt. Das eine Flaschenpost wie „With Dylan on the Road“ Kreise zieht, ist explizit zugelassen, bzw. liegt wohl auch in der Natur der Sache. Wenn etwas interessant neu angepackt und auf die Beine gestellt wird: Die Universität Mozarteum wird so eine „(Kunst-)Universität auf der Waltz“, die den Aufbruch ins Zentrum stellt, und dabei selbstverständlich die notwendige Angebunden- und Verwurzeltheit in einem tragfähigen institutionellen Rahmen gewährleistet.

Wir freuen uns, die Projekte vorstellen zu können; eine große Retrospektive aller Projekte wird im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten des UMAK, übrigens auch die neue Heimat der Abteilung Forschungsmanagement, im Herbst 2025 stattfinden. „Don’t you dare miss it!“

(Eugen Banauch, November 2024)

„Echoes of Dylan“

Carina Jenewein & Hanna Steinlechner
(Musikpädagogik Innsbruck)

Interessante Begegnungen, spannende Musik, kultureller Austausch und viele neue Erfahrungen - alle diese Begriffe beschreiben unser Projekt „Echoes of Dylan“. Mit Hackbrett und Harfe im Gepäck machten wir uns auf den Weg nach Irland, um die irische Musik zu erkunden, den Spirit von Bob Dylan aufzugreifen und Neues zu Schaffen.

„Something's happening, but you don't know what it is (Ballad of a thin man)“

Johannes Brömmel & Jakob Schulte
(Komposition und Musiktheorie & Thomas Bernhard Institut)

Inspiriert von diesem Gefühl der stetigen Ungewissheit suchten Jakob Schulte und Johannes Brömmel auf Ihrer 6-wöchigen Reise durch Japan nach einem neuen Blick auf den Alltag, nach einer aktualisierbaren Spiritualität, nach einem Weg die Welt aufs Neue als lebendig zu begreifen.  Singende U-Bahnstationen, von Werbung schreiende Wolkenkratzer, und institutionalisierte Maskottchen treffen auf schintoistische Tempel, buddhistische Riten, und die allzeitliche Gewalt der Natur. Anders als gehofft scheint auch die japanische kulturelle Vergangenheit nicht mit unserer rastlosen Gegenwart mithalten zu können. Entweder legen wir die Vergangenheit ab, ergeben uns unserem kalten Rational, oder tragen sie wie eine Maske, ohne etwas dabei zu empfinden.

Von dieser Taubheit, dieser Gleichgültigkeit wollen Sie erzählen, vom Nichts-Mehr-Empfinden, von Distanz, aus unsrem Mitteleuropa, das im Auge des Sturmes steht. Um uns herum nur Zerstörung: Vor uns und hinter uns – nur nicht jetzt, bei uns.

„Warum will ich Beckmann sein?“ - Jakob Schulte & Johannes Brömmel

Warum will ich Beckmann sein? wird eine zweiteilige künstlerische Arbeit, bestehend aus einer interdisziplinären Inszenierung, welche vier Tänzer:Innen, drei Schauspielenden umschließt und eine multimedialen Installation.

Premiere: Frühling 2026 in der ARGEkultur Salzburg

„POWER UP“

Clara Elixmann & Toni Ofner
(Bildende Künste & Gestaltung)

Das Konzept versteht Kunst als Protest und Politik als angewandte Kunst. Nach dem Bau einer mobilen Siebdruckstation und dem internationalen Austausch mit verschiedenen Kunstschaffenden reisen wir derzeit zu prodemokratischen Demonstrationen und Veranstaltungen. Dort drucken wir zum Teil von den jeweiligen Bündnissen entworfene Botschaften oder entwickeln gemeinsam mit den Menschen vor Ort Siebdruckmotive. Damit wollen wir, in Anlehnung an unsere Interpretation der "Protestfigur" Dylans, einen Zugang zur bildenden Kunst als Protestmittel schaffen.

„Do(nt) look back“

Chiara Gruber & Susanne Schimmerl
(Bildende Künste und Gestaltung)

Ein kreativer Roadtrip durch England

Begleitet uns auf einer Reise, die mehr war als nur ein Projekt: Zwei Wochen, sieben Städte, und Begegnungen, die uns die Bedeutung von Kunst und Generationenverbundenheit näherbrachten – und immer Bob Dylan im Gepäck mit dabei. Durch Straßeninterviews, spontanen Eindrücken und einer Menge kreativer Energie haben wir die Essenz eines musikalischen Giganten versucht einzufangen. Unser Ergebnis? Ein Song, der die Vielfalt unserer Erlebnisse widerspiegelt – voller Geschichten, Emotionen und ein paar Eichhörnchen

„Is It All Over Now, Baby Blue? - Ein Song zwischen Seoul und San Francisco“

Nogati Udayana & Joseph Lang
(Szenografie & Thomas Bernhard Institut)

Entlang der Nordküste Kaliforniens und einmal quer durch den Norden von Südkorea reisten Nogati Udayana und Joseph Lang um herauszufinden wie sich jene beiden Orte anfühlen, die für die amerikanische Folk-Szene so wichtige Referenzpunkte waren. Familiäre Verbindungen an beiden Orten halfen dabei, tief in die sehr unterschiedlichen aber eng miteinander verbundenen Kulturen einzutauchen. Dass die Geschichte ein guter Dichter ist, musste seither schmerzlich festgestellt werden und rückt viele der Erlebnisse nochmal in ein anderes Licht. Die dabei entstandenen Super-8-Bänder, Audioaufnahmen und Begegnungen werden momentan be- und verarbeitet und im Rahmen einer multimedialen Installation präsentiert.

Route: Südkorea & Kalifornien - von San Francisco bis Seoul über Mendocino und Yangyang

„Feed the document“ 

Magdalena Hofer & Samuel Obernoster
(Szenografie & Theater-, Film- & Medienwissenschaften Universität Wien)

Is it time to go Elektrik? Inmitten von carbon capture und batteriebetriebenen Containerschiffen, archivieren Lenni Hofer und Samuel Obernosterer die Sedimente des Klimadiskurses. Ihre Auseinandersetzungen mit Bergbau und Landwirtschaft präsentieren sie essayistisch in einer Mehrkanal-AV-Installation.

Reiseroute:

Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal 
Kurzer, noch kommender Recherche-Exkurs im Winter: Deutschland & Kärnten

„textile shift“

Judith Musil & Rosa Schwarz
(Bildende Künste und Gestaltung)

Insgesamt 70 Stunden waren Rosa Schwarz und Judith Musil in 19 Zügen und einem Schiff unterwegs, um innerhalb eines Monats rund 5.500 km zurückzulegen. Die Reise startete in Linz und führte die beiden Künstlerinnen nach Stockholm, Örebro, Jönköping, Göteborg, Oslo, Bergen, Stavanger, Kopenhagen, Odense und Hamburg.

Für ihr Projekt textileshift hatten sie Fragen aus Bob Dylans Songtexten, ein 100 Meter langes Stoffband, Stifte und eine Häkelnadel im Gepäck. Auf ihrer Reise setzten sie sich mit Fragen aus Dylans Songkosmos auseinander, indem in jeder Stadt eine Frage als Schreibimpuls für eigene assoziative Texte gezogen wurde. Die Texte wurden auf ein Stoffband geschrieben und am Ende eines Stadtaufenthaltes im öffentlichen Raum verhäkelt, gelesen und aufgenommen.

„Ecophonic Atelier“

Simon Kantner & Maurice Cazzoli
(Musikpädagogik Innsbruck & [Bildnerische] Innsbruck)

Das Projekt Ecophonic Atelier zielt darauf ab, in der rauen, ungezähmten Natur Islands einen Rückzugsort zu entdecken, um inneren Frieden und Inspiration für Musik und Kunst zu finden. Diese immersive Reise in die isländische Wildnis ermutigt die Künstler, sich tief mit der natürlichen Umgebung zu verbinden, um Kreativität und Ruhe zu fördern. Der Höhepunkt dieser Erkundung ist die Entwicklung einer audiovisuellen Live-Performance, bei der die ruhigen und kraftvollen Elemente der Natur mit dem künstlerischen Ausdruck verschmelzen.

„Bob Dylan – Masters of War“

Alek Niemiro & Laura Trilsam
(Thomas Bernhard Institut & Szenografie)

Trotz intensiver Vorbereitung auf unsere Reise hat uns Japan immer wieder aufs Neue überrascht. Immer wieder mussten wir unseren Blickwinkel auf das Land und die Menschen neu kalibrieren. Die Mischung aus Verbundenheit und Wertschätzung für Natur und Kultur, gepaart mit dem starken Drang nach Fortschritt, hat uns in Staunen versetzt. Doch gleichzeitig beobachteten wir viele Menschen, die einsam wirkten und auf etwas zu warten schienen, das sich uns nicht erschloss.

Unsere Arbeit am Film „Masters of War“ wurde durch diese Reise verändert. Statt einer reinen Dokumentation des Zustands des Landes und seiner Menschen, verlagerten wir unseren Fokus auf den Versuch, ein Gefühl der Verlorenheit einzufangen.

„Unrooted“

Emma Ebmeyer & Bariş Özbük
(Komposition und Musiktheorie & Thomas Bernhard Institut)

Bist du das, woher du kommst? Bist du deine Familie? Bist du dein Land? Wo kommst du her und wo willst du hin? Diese Fragen haben wir uns und Menschen, denen wir auf unserer Reise nach Istanbul begegnet sind, gestellt. Die Antworten sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Auch unser gesammeltes Material ist ein bunter Haufen an Tagebucheinträgen, Songs, Gedichten, Fotos, Interviews und Geschichten. Das alles wollen wir in einer Performance zusammenbringen.