Musikschule – Konservatorium – Akademie – Hochschule – Universität
Gründung als Musikschule für Kirchenmusik
1841, zum 50. Todestag W.A. Mozarts, gründeten musikbegeisterte und engagierte Bürger der Oberschicht und der damalige Fürsterzbischof Friedrich von Schwarzenberg den „Dom-Musik-Verein und Mozarteum“ zur Pflege anspruchsvoller Kirchenmusik. Der Dom-Musik-Verein wollte gut ausgebildeten Nachwuchs für die Musik in den Salzburger Kirchen sichern, aber auch Konzerte veranstalten. Die meisten Mitglieder arbeiteten gleichzeitig als Lehrende an der angeschlossenen Musikschule.
Die Ziele für die Musikschule Mozarteum sind in den Statuten des Vereins nachzulesen. So hieß es in § 3 Abs.4 „… zur Erhaltung der Musik eine Anstalt unter der kurzen Benennung „Mozarteum“ zu errichten, in welcher Zöglinge des männlichen Geschlechts im Gesange, in der Deklamation, auf Instrumenten, im praktischen Generalbasse, und im Tonsatze ausgebildet werden sollen. Wenn es die Kräfte des Vereins und sonstigen Verhältnisse gestatten, so wird sich der Verein auch angelegen seyn lassen, den Unterricht am Mozarteum auch auf das weibliche Geschlecht, jedoch jedenfalls abgesondert, auszudehnen.“
Erste öffentliche Musikschule im Kronlande
1880 wurde nach den früheren einfachen Schulformen die Öffentliche Musikschule Mozarteum gegründet, „die einzige im Kronlande bestehende öffentliche Musikschule“. Ein Jahr darauf wurde die Schule von der Internationalen Stiftung Mozarteum übernommen. Diese Stiftung verwaltete neben der Musikschule ein Orchester (das spätere Mozarteum Orchester Salzburg) sowie einen Fonds zur Unterstützung talentierter und hilfsbedürftiger Musiker. Bedeutend für das Salzburger Musikleben waren die Schülervorträge, die immer anspruchsvoller wurden. Das Salzburger Volksblatt schrieb im Dezember 1880 über die Abschlussprüfungen: „… Die Herren Direktor Hummel, Conzertmeister Gerber und Conzertmeister Walter haben in den drei Monaten ihrer Tätigkeit am neuen Mozarteum wahrhaft überraschendes geleistet und Lehr-Erfolge erzielt, die ihnen zur größten Ehre gereichen. …“
Aufschwung als Konservatorium im neuen Haus
1914 erhielt das Mozarteum ein neues Gebäude, das „Mozarteum“ mit seinem Großen Saal in der Schwarzstraße 26, das 1910 bis 1914 vom Münchner Architekten Richard Berndl im Jugendstil erbaut und am 14. September 1914 von Erzbischof Dr. Kaltner eingeweiht wurde. Das Mozarteum beanspruchte für sich nun den Titel Konservatorium mit Öffentlichkeitsrecht. Dies wurde ihm vom Ministerium nicht untersagt, unter anderem mit folgender Begründung: „… das Mozarteum steht heute, wo seine Übersiedlung in das neue Mozarthaus bevorsteht, zweifellos vor einer neuen Entwicklung. Eine Reihe von in der letzten Zeit getroffenen Maßnahmen (wie das Engagement eines eigenen Schulinspektors, die Berufung der Kammersängerin Pollini aus München als Lehrerin des Operngesanges, die Reorganisation des Lehrplanes u.a.m.) zeigen das ernstliche Streben, das Niveau der Anstalt möglichst zu heben...“ (K.K Ministerium für Kulthus und Unterricht Nr. 20208)
K. u. k. Kammersängerin Lilly Lehmann, Initiatorin der Salzburger Mozart-Feste 1901-1910 und Förderin des Mozarthauses in der Schwarzstraße bot im Sommer 1916 erstmals private Gesangskurse in den Räumen des Mozarteums an und gilt damit als Gründerin der Internationalen Sommerakademie Mozarteum. 1917 wurde Bernhard Paumgartner zum Leiter des Mozarteums bestellt. Sein Ziel war von Anfang an der Ausbau des Mozarteums zu einer Schule für Musik und darstellende Kunst nach dem Vorbild Wiens. 1920 gelang Paumgartner die Angliederung einer Schauspielschule an das Mozarteum, die aus Kostengründen nicht weitergeführt werden konnte, und erst 1949 wieder zum fixen Bestandteil des Mozarteums wurde. 1920/21 etablierte Paumgartner in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater die „Mozarteums-Oper“, die in der Spielzeit 1920/21 insgesamt 85 Aufführungen zustande brachte. Allerdings war dieser Kräfteaufwand unter Ausnutzung aller personeller Ressourcen des Mozarteums auf Dauer nicht haltbar und somit die Aufrechterhaltung eines Opernbetriebes am Salzburger Stadttheater nicht durchführbar.
Staatliche Übernahme in finanzieller Not
1922 wurde das Konservatorium verstaatlicht, nachdem die Internationale Stiftung Mozarteum aufgrund der schwierigen finanziellen Lage nach dem ersten Weltkrieg die Lehranstalt nicht mehr aufrechterhalten konnte. Im Salzburger Volksblatt vom 18. Februar 1922 ist nachzulesen: „Das Mozarteum gerettet. Der Nationalrat nimmt den Antrag des Unterrichtsausschusses auf Verstaatlichung des Konservatoriums Mozarteum an. …Abgeordneter zum Nationalrat Stessin betont, es handle sich nicht nur um die Sanierung des „Mozarteums“, sondern um die Entscheidung der Grundfrage, ob wir über die Bedürfnisse des Tages hinaus noch imstande sein werden, die alten Kulturgüter zu erhalten. Redner schildert die Notlage des Mozarteums und die traurigen materiellen Verhältnisse der Lehrerschaft, deren Gehalte vielfach so niedrig seien, dass ein Monatsgehalt kaum den Gegenwert für ein Paar Schuhe darstelle…“
Die künstlerische Leistungsfähigkeit der Lehrkräfte bewies sich bei der Mitwirkung an den Salzburger Festspielen und später auf erfolgreichen Auslandsreisen. Absolvent*innen erhielten bedeutende Positionen in angesehenen Orchestern und Opernhäusern und Lehraufträge an anderen Musikschulen und Konservatorien.
Erste Musikhochschule im Deutschen Reich
1939 wurde das Mozarteum in die Staatliche Hochschule Mozarteum mit der Dreigliederung: Musikschule für Jugend und Volk, Fachschule und Hochschule umgewandelt. Am 23. April 1941 erhielt das Mozarteum in Rahmen der 100-Jahr Feier seines Bestehens als erste Musikschule überhaupt die Bezeichnung „Reichshochschule“ verliehen. Es wurden mit Elly Ney, Ludwig Hoelscher, Ermanno Wolf-Ferrari und Heinrich Rehkemper einige der damals wichtigsten Künstlerinnen und Künstler engagiert, die heute aufgrund ihrer ideologischen Einstellung umstritten sind. Im Zuge des Krieges wurden die Lehrerschaft, das Verwaltungspersonal und die Studierenden entweder zur Wehrmacht oder zum Arbeitsdienst eingezogen. Das Mozarteum-Gebäude in der Schwarzstraße blieb vom Bombenkrieg verschont und so fand ein Teil der Studentinnen einen Arbeitsplatz in gewohnter Umgebung: sie besuchten im letzten „Schuljahr“ der NS-Zeit weiterhin das Mozarteum, nur saßen sie nicht mehr an den Klavieren, sondern an den Nähmaschinen eines kriegswichtigen Textilbetriebes. Am 8. Oktober 1945 konnte das Mozarteum als erste österreichische Hochschule seine Pforten wieder öffnen. Bernhard Paumgartner wurde im November 1947 rehabilitiert und wieder als Direktor eingesetzt.
Internationale Aktivitäten als Akademie
1953 wurde das Mozarteum zur Akademie für Musik und darstellende Kunst "Mozarteum" in Salzburg. Der rechtlich gefestigte Rang der Schule und das verstärkte Engagement des Ministeriums ermöglichten ein selbstbewusstes Auftreten des Mozarteums nach außen und einen schrittweisen Aufbau im Inneren. Schon im Studienjahr 1953/54 wurden die ersten Austauschkonzerte organisiert.
1953 waren Bernhard Paumgartner und sein Stellvertreter Eberhard Preussner Mitbegründer der AEC, der Association Européenne des Conservatoires, Académies de Musique et Musikhochschulen. 1956 veranstaltete das Unterrichtministerium den ersten internationalen Mozartwettbewerb und übertrug dessen Durchführung der Salzburger Akademie. Viele international erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler erhielten Preise dieses Wettbewerbes, der bis heute von der Universität Mozarteum erfolgreich veranstaltet wird. 1961 gründete der Komponist und Pädagoge Carl Orff auf Einladung vom nunmehrigen Präsidenten Eberhard Preussner das "Orff-Institut" als Stätte der Elementaren Musik- und Tanzerziehung der Akademie Mozarteum. Im Oktober 1963 konnte das neue Institut ein eigenes Haus nahe der Salzburger Frohnburg beziehen.
Mit der Berufung von Bruno Gallée 1962 wurde auch die Ausbildung für Bühnen- und Kostümgestaltung am Mozarteum etabliert.
Demokratische Struktur als Hochschule
1970 wurde das Mozarteum ebenso wie die drei anderen österreichischen Kunstakademien durch das Kunsthochschul-Organisationsgesetz zur Hochschule und erhielt eine demokratische Verfassung. Im Mai 1971 wählte das Lehrerkollegium Paul von Schilhawsky zum ersten Rektor und wenig später konstituierte sich das Gesamtkollegium, das neue, demokratisch organisierte Führungsgremium der nunmehrigen Hochschule Mozarteum. 1976 wurde die Abteilung für Bildende Künste an der Hochschule Mozarteum gegründet und diese dadurch zur einzigen Kunsthochschule Österreichs, an der die drei Sparten Musik, Darstellende Kunst und Bildende Kunst gelehrt werden.
Mit dem neuen Hochschulgesetz von 1980 wurde beschlossen, das seit 1965 am Tiroler Konservatorium unter der Aufsicht des Mozarteums geführte „Seminar A“ für Musikpädagogik der Hochschule Mozarteum als zusätzliche Abteilung anzugliedern. 1986 kam die Studienrichtung Instrumentalmusikerziehung hinzu, 1987 wurde auf Initiative von Josef Sulz das Institut für musikalische Volkskunde gegründet.
Kunstuniversitäre Autonomie
Mit 1. Oktober 1998 wurden mit dem Inkrafttreten des Bundesgesetzes zur Organisation der Universitäten der Künste (KUOG) alle bisherigen österreichischen Kunsthochschulen zu Universitäten der Künste und somit den wissenschaftlichen Universitäten gleichgestellt. Die Gremien der Universität konnten nun die Satzung und die Organisationsstruktur selbst verfassen und somit ihrer Institution ein stärkeres Eigenprofil geben. Seither kann das Mozarteum nun eigenständig Berufungen vergeben und ist in der Besetzung von Professuren autonom. Am Standort Innsbruck wird seit 2006 in Kooperation mit dem Tiroler Landeskonservatorium auch Instrumentalmusikpädagogik angeboten. Der Standort wurde zusätzlich dadurch gestärkt, dass seit dem Studienjahr 2016/17 auch das Lehramt Bildnerische Erziehung studiert werden kann. Seit 2018 führt Elisabeth Gutjahr als erste zur Rektorin gewählte Frau die Geschicke der Universität Mozarteum.
In ihrer Antrittsrede knüpft sie den Bezug vom „Festakt“ zur „Festung“: „… Man möge sich dessen gewahr sein, was diese Festung an Kostbarem schützt: Junge, hochbegabte Menschen auf dem Weg zu ihrer Berufung, Studierende, die vieles auf sich genommen haben, um einen der begehrten Studienplätze zu bekommen, ungezählte Stunden, Tage, Jahre der Vorbereitung, aber auch Entbehrung – zumeist haben die Familien viel investiert in die Ausbildung der Entwicklung der Talente ihrer Kinder. Zu schützen gilt es auch das immaterielle Kulturerbe, ein Wissen um Bedeutungen und Zusammenhänge, dessen Erhalt auf die aktive Pflege und Vermittlung angewiesen ist – vergleichbar mit einer Sprache, die verloren geht, wenn sie nicht mehr gesprochen wird. Zu schützen gilt es auch die leisen Töne, das zwischen den Zeilen Verborgene, das Individuelle in all seiner vollkommenen Unvollkommenheit.“