Delta Piano Trio

01.12.2020
Alumni Story
Delta Piano Trio | © Max Bosse

Seit der Dirigent und Geiger Anton Kersjes 1994 die Kersjes Stiftung gegründet hat, um das niederländische Musikleben zu unterstützen, hat sich dieser Preis zum größten Kammermusikpreis der Niederlande entwickelt. Mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro kann das Ensemble in den nächsten drei Jahren neue CDs und Videos aufnehmen, neue Projekte aufbauen und vieles mehr.

Delta Piano Trio

Niederlande

Herzlichen Glückwunsch zum Kersjesprijs 2020! Was bedeutet dieser Preis für Sie?

Der Preis kam natürlich zum optimalen Zeitpunkt. Wir haben dieses Jahr durch „Corona“ nicht so viel verdient und nun können wir die 50.000 Euro innerhalb von drei Jahren für verschiedene Projekte verwenden. Es sind keine Gagen, die wir uns auszahlen können, aber wir planen beispielsweise eine CD-Aufnahme, vielleicht auch Videos und neue Fotos. Man kann sich damit etwas entspannen und Dinge umsetzen, die wir sonst nicht hätten machen können. Der finanzielle Druck ist weg und im Augenblick haben wir mehr Zeit.

CD-Produktionen sind relativ kostenintensiv, oder?

Ja! Vermutlich ist es nicht so bekannt, dass auch berühmte Musiker zu CD-Produktionen dazu zahlen müssen. Man verdient nicht viel mit CD-Verkauf, auch durch das zunehmende Streaming. Es ist mehr Promotion als Einkommen. Natürlich ist es schön, so etwas zu machen und man lernt unglaublich viel durch den Prozess. Bei unserer letzten CD, die wir mit ODRA, einem amerikanischen Lable gemacht haben, konnten wir alles selbst mit dem Tonmeister bearbeiten. Wir haben fünf Tage aufgenommen und danach waren wir noch drei bis vier Tage im Studio und haben gemeinsam mit dem Tonmeister die Stücke bearbeitet. Das war schon toll.

Wie erging es Ihnen in den letzten, für die Kultur besonders schwierigen Monaten? Die nächsten Auftritte sind für Januar geplant, richtig?

Im Sommer hatten wir einige Auftritte, da war es besser. Jetzt wurde einiges wieder kurzfristig abgesagt, was natürlich schwierig ist. Man muss immer vorbereitet sein und dann geht es doch nicht. In den Niederlanden ist es ein wenig lockerer, bis zu dreißig Personen dürfen da immer noch ins Konzert gehen. Mit der Kammermusik geht das gut, aber ein Sinfonieorchester hat da schon Probleme. Die Januar-Konzerte sind geplant, wir warten aber natürlich ab, wie es weiter geht. Vieles ist noch unklar. Ende Februar sind Konzerte in der Schweiz geplant, aber wie das mit der Skisaison, die dann gerade wieder beginnen wird, funktioniert, wird man sehen. Wir sind auf jeden Fall vorbereitet und freuen uns darauf. Allerdings sind wir realistisch und wissen, dass auch das wieder verschoben oder abgesagt werden kann. Die Livestreams waren spannend, so ist es nicht nur eine Momentaufnahme, wenn es für ewig online ist. Es entwickelt sich viel Neues und man lernt auch viel daraus. Andererseits braucht man für große Projekte Zeit und die nutzen wir jetzt. Die finanzielle Hilfe haben wir nun mit dem Preis erhalten und CD-Aufnahmen kann man jetzt gut machen.

Wie war der Weg von der Ensemble-Gründung bis zum Kersjes-Preis?

Wir haben das Trio in Salzburg während des Studiums an der Universität Mozarteum gegründet. Vera Kooper und ich waren schon länger da und dann ist Gerard Spronk dazugekommen. Ich glaube, in seiner zweiten Woche haben wir in der Frohnburg begonnen zu proben, das war eine sehr intensive Zeit. Nun, sieben Jahre später, leben wir zwar in unterschiedlichen Städten aber es funktioniert gut. Wolfgang Redik hat uns am Anfang sehr geholfen, wir waren auch in Moskau für ein Austauschprogramm. Zufälligerweise hatten wir zum richtigen Zeitpunkt genau das richtige Programm für einen Wettbewerb einstudiert, den wir dann auch gewonnen haben. Das war das erste gemeinsame Ziel. Wir nahmen daraufhin an noch mehr Wettbewerben teil, da wir noch nicht so viele Konzerte vorzuweisen hatten, von denen wir auch mehrere gewonnen haben. Daraus entstanden wiederum neue Konzerte. Wir hatten echt Glück. Die Wettbewerbe halfen enorm. Zum einen, weil man Konzerte gewonnen hat, zum anderen, weil man im Radio gespielt wurde und daraufhin wieder eine Einladung erhalten hat. Ich bin dann nach Paris gezogen, Gerard ging nach seinem Abschluss nach Zürich und wir waren ein bis zwei Jahre in unterschiedlichen Ländern. Wir haben uns aber in Basel wieder gefunden und noch einmal Kammermusik studiert. Unter anderem bei Rainer Schmidt, den wir schon vom Mozarteum kannten, und Anton Kernjak. Das war für uns die perfekte Kombination. Wir haben viele Tourneen beispielsweise in Asien und in den USA gemacht und wirklich versucht, möglichst viel zu spielen, bereits während des Studiums. Heute haben wir eine Agentur in den Niederlanden, die natürlich sehr hilfreich ist.

Wie sind Sie zu den Auftritten gekommen?

Wir haben viele Konzertveranstalter aktiv angeschrieben, manches hat sich auch einfach ergeben. Aber es ist schon viel Büroarbeit. Wir versuchten Konzerte gut zu planen und zu kombinieren, nach einem China-Konzert spielten wir in Südkorea. Es ist für uns auch schöner, ein paar Konzerte hintereinander zu haben, anstatt für nur einen Auftritt irgendwohin zu reisen. Während einer Konzert-Tournee findet eine Entwicklung statt und es ist einfach schön, länger zusammen zu sein und öfter gemeinsam zu spielen. Das eine entwickelt sich oft aus dem anderen. Wir hatten natürlich auch Glück. Es ist zudem wichtig, mit Kollegen zu sprechen, wie man an Konzerte kommt. Das lernt man nicht an der Uni. Ich bin die jüngste des Trios und hatte das Glück, dass Vera sich schon gut auskannte. Man muss auch von anderen lernen und aktiv sein. Man darf nicht abwarten. Wir versuchen das auch an jüngere Kolleg*innen weiter zu geben. Gewonnene Preise, ein guter Lebenslauf, gute Fotos und Aufnahmen helfen enorm. Wir waren auch einmal im Fernsehen zu sehen und in der Folge mit einer professionellen Aufnahme auf Youtube, auch das war sehr hilfreich. Es gibt immer wieder Tourneen, die nicht so reibungslos ablaufen. In China hatten wir einmal die Situation, dass vor Ort die Konzerte der ersten Woche kurzfristig abgesagt wurden. Es war kein Ansprechpartner da und wir saßen erstmal in einem Hotel einige Kilometer vor Shanghai fest. Da war ich echt froh, dass wir zu dritt waren. Wir ergänzen uns auch in unseren Fähigkeiten sehr gut. Der Weg ist nicht einfach aber sehr schön!

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