Meral Guneyman ist eine vielseitige klassische Musikerin, mit zahlreichen Veröffentlichungen, die sich sowohl in der Pop- als auch in der Jazzmusik wohlfühlt, viele Originalwerke transkribierte und darüber hinaus eine begeisterte Arrangeurin und Improvisatorin ist. Ihre Fähigkeit, sich blitzschnell und überzeugend zwischen Klassik und Jazz zu bewegen, ist eine Seltenheit. 2021 wurden ihre Arrangements klassischer David Bowie-Songs erstmals auf „Steinway-Spirio“ präsentiert - ein hochauflösendes Selbstspielsystem von höchster Qualität.
Von Kiew nach Salzburg - Sofiia Musina
Die Querflötistin und Instrumentalmusikpädagogin Sofiia Musina kam im April 2022 nach Salzburg an die Universität Mozarteum. Von 2017 bis 2022 studierte sie an der „Borys Grinchenko Kyiv University“ in der Ukraine und erlangte den Masterabschluss „Master of Musical Art. Educational and Professional Program: Musical Art“. Ihre Masterarbeit verfasste sie über den ukrainischen Komponisten Myroslav Skoryk. Während ihres Studiums konnte sie sowohl wissenschaftliche als auch zahlreiche künstlerische Erfahrungen sammeln.
Sofiia Musina,
Querflötistin
Salzburg/Kiew
Sie gab Solo-Konzerte, Konzerte mit Chor und Orchester, ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe, nahm an wissenschaftlichen Konferenzen teil, wirkte an Opern-Produktionen, Theateraufführungen und an einer Musiktournee in Europa mit. Sie widmete sich seit frühester Kindheit der Kunst und der Musik, zu Beginn mit der Blockflöte, bald danach erfolgte der Wechsel zur Querflöte. Neben der Musik liebt sie die Fotografie und das Lernen von Sprachen, wie Englisch, Chinesisch, Polnisch, Koreanisch und zuletzt auch Deutsch und Italienisch.
In Salzburg angekommen, besuchte Sie zunächst Deutschkurse und ist innerhalb von zwei Jahren auf dem fließenden Sprachniveau von „B2“ angekommen. Sie nahm an zahlreichen Chor- und Orchesterprojekten in Salzburg teil, ist Mitglied im Universitätschor Salzburg und besuchte Meisterkurse. Lehrveranstaltungen in den Bereichen Volksmusik, Jazz- und Popularmusik, Italienisch, Improvisation, angewandte Musik für Film, Theater und verwandte Künste sowie im pädagogischen Bereich füllen ihren aktuellen Semesterkalender. Derzeit läuft ihr Nostrifizierungsverfahren an der Universität Mozarteum, nach dessen Abschluss sie berechtigt ist, an unterschiedlichen Musikschulen in Österreich zu unterrichten. Darüber hinaus steht ihr ein „Quereinsteigermodell“ offen, das mit berufsbegleitenden Lehrgängen auch neue berufliche Möglichkeiten in österreichischen Pflichtschulen und Höheren Schulen eröffnet.
Wie sind Sie nach Salzburg an die Universität Mozarteum gekommen?
Meine Lehrerin an der Borys Grinchenko University in Kiew war zuvor schon öfter an der Universität Mozarteum bei unterschiedlichen Konferenzen und fachlichem Austausch. Als sich die Chance ergab, nach Salzburg an die Universität Mozarteum zu kommen, ermutigten mich meine Lehrerin und meine Mutter dazu und ich bin heute sehr froh darüber, gemeinsam mit einer Gruppe anderer Studierender diese Reise angetreten zu haben. Ich wurde im Department für Musikpädagogik sehr herzlich aufgenommen.
Was waren damals die größten Hürden oder die größten Überraschungen für Sie? Welche Unterschiede im Vergleich zu Ihrer Heimat haben Sie besonders wahrgenommen?
Zunächst war natürlich alles Neu. In den ersten Tagen war es stressig, die Reise mit dem Zug hat sehr lange gedauert, wir waren sicher 24 Stunden unterwegs. Aber heute fühle ich mich hier in Salzburg wie zuhause. Ich gehe gerne in Konzerte und interessiere mich auch für andere Instrumente. Vor kurzem hörte ich den bekannten Flötisten Emmanuel Pahud mit dem „Orchestra della Svizzera italiana“. Er spielte moderne Stücke, es war traumhaft. Er ist ein großes Vorbild für mich und ich konnte seine Technik und den Klang live miterleben.
Unterschiede habe ich in der künstlerischen Projektvorbereitung erfahren. In Salzburg setzten wir ein Orchester-Projekt innerhalb nur einer Woche um. An der Universität in Kiew hatten wir für vergleichbare Projekte längere Probenzeiten. Das war eine Umstellung. Aber für die Chorproben hatten wir auch hier in Salzburg länger Zeit (lacht). Es gibt in Kiew auch keine Unterscheidung zwischen Musikpädagogik und Konzertfach. Das Studium beinhaltet beides. Für die Nostrifizierung in Österreich muss ich nun einige pädagogische Fächer ergänzen. Dafür habe ich aber zwei Jahre Zeit. Besonders schön finde ich die Vielfalt der Musik, die neue Musik und die Festivals, die es hier in Salzburg und am Mozarteum gibt. Im täglichen Leben erscheint Salzburg sehr teuer, obwohl die Lebensmittelpreise ähnlich sind, Salzburg ist viel kleiner als Kiew und man kann fast überall hin zu Fuß gehen. Das ist angenehm. Das Wetter ist hier sehr wechselhaft, das kannte ich bisher nicht. Die Temperaturen sind aber ähnlich, wobei in Kiew konstanter.
Wie sind Sie zur Musik und zur Querflöte gekommen? Welche Bedeutung hat Musik und Kunst für Sie?
Als Kind habe ich begonnen im Chor zu singen, hatte aber Probleme mit der Atmung. Ein Arzt riet meiner Mutter, das Spielen eines Blasinstruments auszuprobieren und so kam ich zur Flöte. Zuerst im Privatunterricht, dann zur Musikschule, weiter ins College und schließlich an die Universität. Musik und Kunst hat für mich immer eine große Rolle gespielt.
Wie würden Sie ihr Instrument beschreiben?
Die Flöte ist zart, zerbrechlich und klingt doch brillant. Sie steht in der Partitur an erster Stelle (lacht) und hat in jedem Fall eine Hauptrolle, ohne sie geht es nicht. Die Flöte ist in jedem Orchester, aber auch in der Kammermusik vertreten, also sehr vielseitig. Das mag ich an meinem Instrument.
Was spielen Sie gerne?
Ich liebe die klassische und romantische Periode und spiele auch Barock. In der neuen Musik bin ich noch nicht so versiert, aber auch das möchte ich lernen.
Wie soll Ihre berufliche Zukunft aussehen? Würden Sie gerne mit einem großen berühmten Orchester spielen?
Ja, natürlich. Orchestermusikerin zu werden, ist mein großer Traum. Alle philharmonischen Orchester wären schön in der Zusammenarbeit, ich liebe das Repertoire. Mein Plan ist, sowohl als Pädagogin als auch im Orchester zu arbeiten. Ich spiele aber manchmal auch in kleineren Ensembles. Das gemeinsame Musizieren ist wichtig und wunderschön. Zudem singe ich gerne.
Sie haben bereits bei einigen Orchester- und Chorprojekten mitgewirkt? Welche Projekte waren das?
In Salzburg habe ich mit dem Chor der Universität Mozarteum unter Jörn Hinnerk Andresen an großen Projekten teilgenommen, wie der Sea Symphony von R. Vaughan-Williams, dem Requiem von W. A. Mozart und Frank Schwemmers „Mein Wort mein Glück mein Weinen“. Weiters sang ich im Chor „One Peace“ unter der Leitung von Rosemarie Demelmair und Laura Humphreys. Ich spielte in verschiedenen Klassenkonzerten bei Britta Bauer und Johannes Wilhelm und in den Jahren 2022 und 2023 durfte ich im „Young Symphonic Winds Orchestra“ unter der Dirigentin Katrin Fraiß mitwirken und unter der Leitung von Gordon Safari in G. Verdis Requiem im Orchester spielen. Ich trete mit dem Ensemble „Bella Musica“ unter der Leitung von Stefan David Hummel auf und seit diesem Jahr singe ich im Universitätschor Salzburg und in der Cantorey Salzburg u.a. das Deutsche Requiem von J. Brahms.
Welche besonderen Erlebnisse/Erfahrungen haben Sie hier in Salzburg noch gemacht?
Ich habe die neue Erfahrung gemacht, dass ich jedes Problem selbst lösen kann, darauf bin ich ein wenig stolz. Es gibt Dinge, um die man sich in gewohnter Umgebung, umgeben von Familie und Freunden nicht kümmern muss, an die man gar nicht denkt. Aber wenn sich die Umstände plötzlich ändern, ist das eine große Herausforderung und ich habe gelernt, dass ich das schaffen kann. Ich habe eine neue Selbstständigkeit gewonnen.
Was vermissen Sie am meisten?
Die Familie. Ich war seit April 2022 nicht mehr zuhause, aber meine Mutter kommt mich besuchen, darauf freue ich mich sehr.
Um in Österreich als Musikpädagogin arbeiten zu dürfen, muss Ihr Abschluss aus der Ukraine nostrifiziert werden. Welche Fächer müssen Sie noch ergänzen?
Jazz, Pop und Volksmusik, hier gibt es natürlich Unterschiede zu ukrainischer Volksmusik. Zudem Improvisation, was für mich ein wenig stressig war, da ich damit noch wenig Erfahrung hatte. Die Lehrenden haben mir aber sehr geholfen, indem mir vermittelt wurde, dass es bei Improvisation keine Fehler gibt (lacht) – so bin ich entspannter an die Stücke herangegangen. Ich werde auch noch Fächer in Fachdidaktik und Pädagogik belegen.
Welche Chancen ergeben sich nun für Sie?
Ich möchte natürlich Konzerte spielen, neues Repertoire einstudieren, viel üben aber auch unterrichten. Ich möchte gerne an vielen neuen Projekten teilnehmen. Es ist toll am Mozarteum und alles interessant. Es gibt so viele Projekte und Klassenabende, ich fühle mich sehr wohl und geborgen. Meine erste Lehrerin am Mozarteum war Britta Bauer und ich bin sehr dankbar für ihre Unterstützung. Sie hat mir in meiner professionellen Ausbildung sehr geholfen. Ich möchte noch gar nicht so schnell weg. Aber grundsätzlich bin ich offen für alles. Ich möchte viele Chancen nutzen, aber ich weiß natürlich auch, dass es sehr viele gute Flötist*innen gibt und die Konkurrenz groß ist.
Ihre Wünsche an die Zukunft?
Ich freue mich auf ein Konzert Ende März im Wiener Saal, in dem ukrainische Künstler*innen ukrainische Musik spielen werden.
Gibt es etwas, das Sie uns noch mitteilen wollen?
Ich möchte mich für die Möglichkeiten bedanken, die ich hier bekommen habe und für das herzliche Entgegenkommen, das ich hier erfahren durfte.
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Information
Die Ukraine ist wie die Republik Österreich Teilnehmerstaat am Europäischen Hochschulraum (Bologna-Erklärung) und hat außerdem das Lissabonner Anerkennungsübereinkommen ratifiziert. Damit haben sämtliche Abschlüsse von ukrainischen Universitäten und Hochschulen auch in Österreich Geltung und werden hier als solche anerkannt.
Wenn jemand mit ukrainischem Universitäts- und Hochschulabschluss in Österreich einen reglementierten Beruf ausüben möchte, wofür spezielle Qualifikationserfordernisse nachzuweisen sind, müssen die Universitäts- und Hochschulabschlüsse in Österreich einer Nostrifizierung unterzogen werden, bei der der ukrainische Universitäts- und Hochschulabschluss mit dem entsprechenden österreichischen Studienabschluss gleichgestellt wird. Die Nostrifizierung kann bei jeder öffentlichen Universität, Pädagogischen Hochschule und Fachhochschule, an der ein vergleichbares österreichisches Studium eingerichtet ist, beantragt werden.
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/HS-Uni/Aktuelles/ukraine/FAQ.html