Die Querflötistin und Instrumentalmusikpädagogin Sofiia Musina kam im April 2022 nach Salzburg an die Universität Mozarteum. Von 2017 bis 2022 studierte sie an der „Borys Grinchenko Kyiv University“ in der Ukraine und erlangte den Masterabschluss „Master of Musical Art. Educational and Professional Program: Musical Art“. Ihre Masterarbeit verfasste sie über den ukrainischen Komponisten Myroslav Skoryk.
Stephanie Prähauser alias Helena Adler - Autorin
2020 erschien mit Die Infantin trägt den Scheitel links im Verlag Jung und Jung der zweite Roman der Autorin Helena Adler. Das Buch landete im April 2020 auf Platz fünf der ORF-Bestenliste; mit einer Lesung aus dem Buch eröffnete sie 2020 das Literaturfestival O-Töne. Im August 2020 gelangte der Roman auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Ende August 2022 erschien ihr drittes Buch: Fretten, das für den Österreichischen Buchpreis 2022 nominiert wurde.
Stephanie Prähauser alias Helena Adler
Schriftstellerin & bildende Künstlerin
Oberndorf bei Salzburg
Leider ist Stephanie Prähauser im Jänner 2024 viel zu früh verstorben. Wir trauern um unsere Alumna, die in ihrer Kunst für uns weiterleben wird.
Was bedeuten Bestenlisten und Preis-Nominierungen für junge Schriftsteller*innen?
Im Grunde ist es eine potenzielle Aussicht auf die Möglichkeit weiterer Schreibprojektfinanzierungen. Was bedeutet eine Bestenliste? Vielleicht, dass man von der Öffentlichkeit wahrgenommen und, dass das eigene Schreiben im besten Fall anerkannt wird.
Welche Rolle spielen Stipendien, Literaturfestivals, Preise und Medien für junge Autor*innen?
Ohne Stipendien und Projektförderungen, ohne Literaturpreise etc. wäre es für die meisten Autor*innen nicht möglich, sich das Schreibdasein zu finanzieren. Der Buchverkauf allein reicht doch nur bei den allerwenigsten aus, um laufende Lebenserhaltungskosten zu decken. Meist ist es eine Kombination aus Buchverkauf, Lesungen und Stipendien, man muss oft Jahr für Jahr dahinter sein.
Wie sieht Ihr Alltag aus? Wie dürfen wir uns Ihre Arbeit vorstellen?
Sobald mein Kind das Haus verlässt, beginne ich – meist zwischen sieben und halb acht – zu schreiben und nutze die spärlichen Stunden, in denen ich alleine zu Hause bin. Die Morgenstunden eignen sich für mich persönlich am besten, denn da bin ich noch halbwegs bei Sinnen. Die Themen ergeben sich schrittweise, mir fällt eine Szene ein oder ich gehe von Erinnerungen aus, von Bildern und Traumsequenzen. Wie findet man einen Verlag? Ich habe einfach zwanzig Seiten und ein Exposé an die größten Verlage geschickt und eine Liste abgehakt. Beim zweiten oder dritten Mal bekam ich dann eine positive Rückmeldung von meinem jetzigen Verlag Jung & Jung. Das war die Eintrittskarte in Richtung Öffentlichkeit. Will man zu einem noch größeren Verlag wie Rowohlt, Suhrkamp oder Hanser, braucht man allerdings eine*n Agenten*in – habe ich mir sagen lassen. Wenn man ernsthaft schreiben möchte und davon leben will, muss man robust sein und darf nicht müde werden, sich zig Watschen abzuholen. Ich habe immer wieder Niederlagen eingesteckt, bin aber drangeblieben. Und dann muss man noch das Glück haben, dass der Verlag einen guten Lektor wie meinen hat, der zwar sehr anstrengend sein kann, der aber auch das Beste aus einem herausholt.
Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig?
Authentizität vielleicht. Es muss nicht alles wahr sein, aber der Blick muss an der Wahrheit geschärft sein.
Sie haben in fünf Jahren drei Bücher veröffentlicht. Wird es in diesem Tempo weitergehen?
Das hoffe ich, andererseits ist der Zeitdruck auch sehr anstrengend, manchmal würde ich mir gerne mehr Zeit lassen.
Wann haben Sie mit dem Schreiben begonnen? Was ist Ihre Motivation und Inspiration?
Tatsächlich habe ich bereits als Kind gerne geschrieben, meine Volksschullehrerin hat das auch sehr gefördert. Ich habe in der dritten oder vierten Klasse eine eigene Zeitschrift „verlegt“, die meine Mitschüler*innen kaufen konnten, die hieß „Polo“, so wie unser damaliger Hund. Die Motivation ist einerseits mein Überlebenstrieb, andererseits mein Fluchttrieb. Ich flüchte gerne in andere Wirklichkeiten und ich muss schreiben; ein Tag, an dem mir eine gute Formulierung gelungen ist, ändert mein Wohlbefinden gravierend.
Sie haben Bildnerische Erziehung, Psychologie, Philosophie und Deutsch studiert? Was war Ihr Ziel damals? Wollten Sie immer schon Künstlerin und Autorin werden?
Ich habe das studiert, was mich immer schon interessiert hat, nur bin ich sehr naiv an die Sache herangegangen. Ich dachte, dass sich im Germanistikstudium alle frei Schreibenden zusammenrotten und über ihre Texte austauschen, dabei gibt es kaum eine Studienrichtung, die einem das Schreiben so verleidet und darum habe ich das Studium nach einem Jahr abgebrochen bzw. das Fach gewechselt. Wahrscheinlich hatte ich damals schon diesen Wunsch, Künstlerin oder Autorin zu werden, habe es aber vermutlich noch nicht zu träumen gewagt. Erst nach meinem Studium und nach einigen Jahren im Lehrberuf, etwa ein Jahr, nachdem mein Sohn zur Welt gekommen ist, habe ich wieder zu schreiben angefangen und innerhalb von zwei Monaten mein erstes Buch fertiggestellt. Erst seit meinem Kind betreibe ich alles ernsthaft, denke ich.
Sind Sie auch als bildende Künstlerin noch aktiv?
Kaum. Dafür bleibt neben Kind und Text keine Zeit mehr.
Welche Bedingungen brauchen Künstler*innen und Autor*innen um ihrer Arbeit nachzugehen?
Einerseits bin ich sehr froh, dass es Arbeitsstipendien, Projektstipendien, Jahresstipendien etc. gibt, andererseits ist es sehr mühsam, jedes Jahr erneut darum ansuchen zu müssen, zu bangen, ob man ein weiteres Jahr finanziert bekommt, das Selbstständigen-Dasein ist oft belastend, weil man nie weiß, wie lange das Geld noch reicht. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre wünschenswert. Ich arbeite immer mit großem Ernst und ruhe mich nie auf irgendwelchen Fördergeldern aus, ich kann mich die letzten neun Jahre an keinen einzigen Tag erinnern, an dem ich mich einmal wirklich zurückgelehnt und gerastet oder auf den Putz gehauen hätte.
Was möchten Sie jungen Menschen in Ausbildung mit auf den Weg geben? Was war hilfreich? Was weniger?
Lasst das sein, was euch krank macht. Ich habe einmal gerne als Gymnasiallehrerin gearbeitet, zumal der Mensch, in meinem Fall die Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt standen, das Zwischenmenschliche war mir immer wichtig und ich habe mich als Lehrperson mehr als Leitfigur, Modell, Stütze und Motor zur Entfaltung der eigenen Stärken gesehen. Leider aber kann ich mich mit unserem derzeitigen Bildungssystem überhaupt nicht mehr anfreunden, Kompetenzorientierung und Bürokratie haben das Menschsein längst überwuchert und es würde mich anwidern, den Schüler*innen diesen zunehmenden Wust an Stoff eintrichtern zu müssen in Zeiten wie diesen, in denen es gefühlt ums blanke Überleben geht. Ich war und bin immer pro Schüler*in und pro Mensch und empfinde den Zustand, in dem sich unsere Bildungseinrichtungen derzeit befinden als unzumutbar.
Während meines Studiums gab es immer wieder Vorlesungen und Proseminare, die ich als absolute Zeitverschwendung empfand, auf der anderen Seite waren da auch einige Menschen, die mich gefordert und gefördert haben, z.B. mein ehemaliger Malereiprofessor Dieter Kleinpeter, Dr. Helga Buchschartner, die mir eine Basis an kunstgeschichtlichem Wissen vermitteln konnte, oder aber auch Dr. Herwig Gottwald an der Germanistik, der mich in meinem Schreiben bestärkte. Für diese Horizonterweiterungen bin ich heute sehr dankbar.