Die Querflötistin und Instrumentalmusikpädagogin Sofiia Musina kam im April 2022 nach Salzburg an die Universität Mozarteum. Von 2017 bis 2022 studierte sie an der „Borys Grinchenko Kyiv University“ in der Ukraine und erlangte den Masterabschluss „Master of Musical Art. Educational and Professional Program: Musical Art“. Ihre Masterarbeit verfasste sie über den ukrainischen Komponisten Myroslav Skoryk.
NAMES erhält Ensembleförderpreis der Ernst von Siemens-Musikstiftung
Das New Art and Music Ensemble NAMES erhielt kürzlich den mit 70.000 Euro dotierten Ensembleförderpreis der Ernst von Siemens-Musikstiftung. Ein Gespräch mit Anna Lindenbaum, Geigerin und Gründungsmitglied von NAMES.
Anna Lindenbaum ist Geigerin, freischaffende Musikerin, Gründungsmitglied des Ensembles NAMES und fokussiert auf die Aufführung zeitgenössischer Musik sowie interdisziplinärer Projekte. Ihr Violinstudium absolvierte sie bei Benjamin Schmid und Esther Hoppe an der Universität Mozarteum – so wie alle ihre Ensemble-Kolleginnen und -Kollegen – und an der Musikhochschule Hamburg bei Tanja Becker Bender. Ihre rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland führte sie zu Festivals wie dem Kammermusikfestival Lockenhaus, den Salzburger Festspielen, Wiener Festwochen, Wien Modern, Soundframefestival, Ruhrtriennale, Beethovenfest Bonn, Münchner Opernfestspiele, Styriarte u.a. Darüber hinaus wirke sie in Orchestern wie dem Klangforum Wien, Concentus Musicus, Camerata Salzburg, Ensemble Prisma, Ensemble Phace, oenm Salzburg, Mozarteumorchester, Haydnphilharmonie u. a.
Das in Salzburg beheimatete Ensemble NAMES – als Kollektiv demokratisch organisiert – sieht sich als experimentelles Laboratorium für alle, die neue Ideen und Klangkunst zu schätzen wissen. Ziel ist es, in Programmen und Konzepten verschiedene Formen zeitgenössischen Kunstschaffens zu verbinden und auch Brücken hin zu anderen Kunstformen wie Performance, Tanz, Bildende Kunst und Literatur zu schlagen. Mit elf Musikerinnen und Musikern – Alexander Bauer, Marco Döttlinger, Valerie Fritz, Marina Iglesias Gonzalo, Matthias Leboucher, Anna Lindenbaum, Spela Mastnak, Leo Morello, Josef Ramsauer, Alexandra Lampert-Raschké und Marco Sala – aus sieben europäischen Ländern herrscht zudem eine große kulturelle Vielfalt.
Herzlichen Glückwunsch zum „Ensemble-Förderpreis 2023“ der Ernst von Siemens Musikstiftung. Was bedeutet dieser große Preis für Sie und das Ensemble NAMES? Gibt es bereits Projekte und Pläne, wie Sie das Preisgeld einsetzen möchten?
Der Preis bedeutet eine große Bestätigung und Erleichterung für unsere Arbeit. Man bekommt das Gefühl, dass man das Richtige macht. Wenn man jung ist und noch nicht so lange im Berufsleben steht und dann auch nicht das macht, was im klassischen Konzertbetrieb viel und groß gefördert wird, ist man auch oft unsicher in dem, was man tut und in den Entscheidungen, die man trifft. Für Ensembles gibt es nicht allzu viele Preise. Es gibt eher Auszeichnungen für einzelne Künstlerinnen und Künstler und Förderpreise für Kompositionen. Daher ist dieser Preis eine unglaubliche Chance für uns. Er bedeutet natürlich Geld, das uns Möglichkeiten eröffnet, die wir bisher nicht hatten.
Mit dem Preis ist aber auch viel Aufmerksamkeit verbunden, wir stehen nun mehr im Scheinwerferlicht. Dadurch ergeben sich neue Kontakte sowie neue Auftrittsmöglichkeiten. Wir werden von Menschen gesehen, die uns zuvor noch nicht gesehen haben. Das Preisgeld ist an strukturfördernde Maßnahmen gebunden. Das bedeutet, wir dürfen uns das Geld nicht selbst ausbezahlen oder in Annehmlichkeiten investieren (lacht). Das Geld darf in Maßnahmen investiert werden, die uns nachhaltig fördern. Das sind Dinge wie der Einkauf von Schlagwerk und Technik. Dinge, die wir bisher anders beschaffen mussten. Ein großer Punkt ist für uns auch die Anstellung einer Person, die uns organisatorische Arbeit abnimmt. Die Konzerte werden erfreulicher Weise immer mehr, damit einher geht aber auch sehr viel organisatorische Arbeit, die wir uns bisher im Kollektiv aufgeteilt haben.
Was bedeutet „im Kollektiv arbeiten“?
Oft ist es so, dass es eine künstlerische Leitung gibt, die künstlerische Entscheidungen alleine trifft. Oder man ist als Musiker oder Musikerin mit Dienstplan angestellt. Das wollen wir vermeiden. Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam, teilen aber auch die gesamte Arbeit, unter anderem das Organisatorische.
Gibt es viele Ensembles, die sich auf zeitgenössische Musik spezialisieren? Braucht man Schwerpunkte, um sich am Musikmarkt zu etablieren?
Es gibt schon einige Ensembles für Neue Musik, ja. Unser Merkmal ist das spartenübergreifende künstlerische Arbeiten und für uns war auch von Anfang an klar, dass wir uns mit zeitgenössischer Musik, Performance und Interdisziplinarität auseinandersetzen wollen. Unser künstlerisches Interesse steht im Vordergrund. Mit der Marktrelevanz ist das so eine Sache. Es spielt natürlich eine Rolle, wenn man Auftritte bekommen will. Anderseits ist es sehr gefährlich, sich nur auf die Marktrelevanz zu konzentrieren. Ich glaube es ist sehr wichtig, dass man Dinge macht, die man selbst wichtig und spannend findet. Wenn das dann gut ankommt, ist es schön, aber sobald man Dinge tut, nur um Auftritte zu bekommen, verliert man sich ein Stückweit selbst. Das ist für den künstlerischen Output nicht förderlich.
Was möchten Sie und das Ensemble NAMES künstlerisch vermitteln?
Es geht uns um den Dialog zwischen der Musik und anderen Kunstsparten, weil wir glauben, dass es dabei sehr viel Unentdecktes gibt und großes Potential darin liegt. Für uns ist das ein sehr fruchtbarer Boden. Die gegenseitige Beeinflussung der Künste ist sehr spannend. Letzte Woche waren wir beispielsweise für einige Konzerte in Bulgarien, um mit dem bulgarischen Künstler Antoni Rayzhekov zusammenzuarbeiten, der eine Performance mit sogenannten Biofeedback-Sensoren konzipiert hat. Wir waren vier Musiker und Musikerinnen, die ohne Instrumente auf der Bühne standen, dafür aber Sensoren am Körper trugen, um Körpersignale wie die Herzfrequenz oder den Stresslevel zu messen. Diese Signale wurden in Klang verwandelt. Mit der Bewegung veränderten sich die Frequenzen und Signale und damit auch die Klänge. Ein anderes Beispiel ist die für 2023 geplante Konzertreihe zum Thema „Dystopien“. Wir werden uns ansehen, wie man das Thema mit verschiedenen Künsten ausdrücken kann. Das dritte Konzert dieser Reihe wird im November beim Festival „Wien Modern“ stattfinden, worüber wir uns sehr freuen!
Wie war der Weg von der Ensemble-Gründung 2014 bis zu diesem Preis?
Der Weg war lang und steinig und er ist es immer noch (lacht). Es gab am Mozarteum im Instrumentalbereich nicht so viele Personen, die sich mit Neuer Musik beschäftigten – mit Ausnahme der Kompositionsabteilung und dem Studio für Elektronische Musik. Ein paar Studierende, die sich sehr für dieses Thema interessierten, haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam Projekte umzusetzen. Es begann mit ein bis zwei Konzerten im Jahr. Wir hatten mit unseren Studien alle viel zu tun und so hat sich das Ensemble langsam entwickelt, bis es schlussendlich zur Vereinsgründung des Ensembles NAMES kam. Eine der organisatorischen Hauptagenden ist die Beschaffung finanzieller Mittel. Es gibt Fördermöglichkeiten bei Stadt, Land und Bund. Daneben gibt es auch Projektförderungen und Förderungen für Kompositionsaufträge. Nach unserer Vereinsgründung erfolgte der nächste große Schritt mit unserem eigenen Probenraum und nun steht die organisatorische Hilfe an. Fünf bis sechs Jahre muss man schon durchhalten und dennoch lebt noch keiner von uns ausschließlich vom Ensemble, aber es ist unser Herzensprojekt!
Was war Ihre größte Illusion?
Dass üben alleine ausreicht.
Gibt es noch etwas, das Sie uns mitgeben möchten?
Kommen Sie zu unseren Konzerten!