Als Schauspiel war La Folle journée aus der Feder des skandalträchtigen Autors Pierre Auguste Caron de Beaumarchais in Wien verboten. Mozart und Da Ponte konnten Kaiser Joseph II. allerdings suggerieren, die Gattung Oper würde den revolutionär-anrüchigen Text entschärfen, und erhielten so den Auftrag zu Komposition und Libretto. Ob sie das Stück nicht auf andere Weise eher noch zuspitzten, ist eine Frage, die sich jeder Inszenierung aufs Neue stellt. Mit Le nozze di Figaro führte die Opernklasse von Gernot Sahler und Alexander von Pfeil ihren im Mai 2023 mit Così fan tutte begonnenen Da-Ponte-Zyklus fort.
Vincenzo Bellini: I Capuleti e i Montecchi
Übersicht
Die Aufführung von Vincenzo Bellinis Oper I Capuleti e i Montecchi präsentierte eine eindringliche Neuinszenierung des Meisterwerks. Unter der Regie von Alexander von Pfeil entstand eine Produktion, die den Fokus auf die unerbittliche Feindschaft zweier Clans und die Verzweiflung ihrer Opfer legte. Diese Inszenierung verlegte die Geschichte in einen universellen, zeitlosen Raum und brachte Bellinis düstere Vision von Liebe und Krieg mit erschütternder Klarheit auf die Bühne.
Musiklische Leitung
Gernot Sahler
Szenische Leitung
Alexander von Pfeil
Bühne & Kostüm
Laura Trilsam
Über die Produktion
Tragedia lirica von Vincenzo Bellini
Libretto von Felice Romani
„Du wirst ohne Puls, kalt wie Eis daliegen. Sie werden dir ihre Verwandten und Ärzte rufen, – und kurz, jedermann wird dich für tot ansehen, so dass man sich wird genötigt fühlen, dich am Abende in der Familiengruft beizusetzen.“
- Matteo Bandello
Die blutige Feindschaft der beiden führenden Familien – der Capuleti und der Montecchi – macht die Liebe von Giulietta und Romeo unmöglich und endet im tragischen Tod der jungen Liebenden. Ausstatterin Laura Trilsam erweiterte die Bühne in den Zuschauerraum und schuf mit miteinander verbundenen Podien ein beengendes und klaustrophobisches Spielfeld, das den Krieg der beiden Familien direkt ins Publikum brachte. Ohne historische Waffen oder moderne Requisiten war das Setting bewusst nüchtern gehalten. Vincenzo Bellinis sechste Oper, die er 1830 innerhalb von nur sechs Wochen für das Teatro la Fenice in Venedig erschuf, fußt auf denselben literarischen Quellen, die auch Shakespeare für seine Liebestragödie Romeo and Juliet verwandte und deren Handlungsort das Verona im 13. Jahrhundert ist. Bellini findet für die Tragödie Melodien von jenseitig anmutender Schönheit und schafft eine Atmosphäre dunkel-romantischer Transzendenz: Regisseur Alexander von Pfeil zeichnete Giulietta als junge Frau, die von den Mechanismen männlicher Machtspiele zermalmt wird. Sie ist nicht nur Opfer der politischen Intrigen, sondern auch physischer Gewalt, sogar durch ihren geliebten Romeo. Von Pfeil inszenierte diese Dynamik mit großer Präzision, ohne die Sänger*innen in ihrer musikalischen Performance zu beeinträchtigen. Diese danken es ihm mit stimmlichen Höchstleistungen.
Gernot Sahler dirigierte das Kammerorchester der Universität Mozarteum in einer reduzierten Fassung von Francis Griffin. Mit klanglicher Präzision und großer Sensibilität unterstützte das Orchester die dramatische Intensität des Geschehens. Herausragend: die Soli von Horn, Flöte und Klarinette, die zauberhafte Klangmomente inmitten des düsteren Treibens schufen. Der Chor, bestehend aus Studierenden der Universität Mozarteum, ergänzte die Inszenierung mit klaren und präzisen Stimmen, die den vielschichtigen emotionalen Spannungsbogen der Oper unterstrichen.
Pressestimmen
- Dorfzeitung vom 14.12.2024 (Elisabeth Pichler)
„I Capuleti e i Montecchi“ – Ein Mord zieht viele Morde nach sich! - Die Stimme der Kritik für Bümpliz und die Welt vom 13.12.2024
I Capuleti e i Montecchi - Salzburg Heute/ORF vom 12.12.2024
"I Capuleti e i Montecchi: Opernpremiere in Salzburg - Salzburger Nachrichten vom 11.12.2024 (Florian Oberhummer)
Der düstere Blick auf Romeo und Julia birgt schönen Gesang - Drehpunkt Kultur vom 11.12.2024 (Heidemarie Klabacher)
Der Wahnsinn ist zeitlos
Produktion & Besetzung
- Musikalische Leitung: Gernot Sahler
- Szenische Leitung: Alexander von Pfeil
- Bühne & Kostüme: Laura Trilsam
- Ausstattungsleitung: Carola Reuther
- Dramaturgie: Malte Krasting
- Chorleitung: Fernando Araujo
- Kammerorchester der Universität Mozarteum
In Kooperation der Departments Oper & Musiktheater, Szenografie und Gesang.
- Capellio - Vsevolod Chernyshev
- Giulietta - Amelie Gorzellik / Nikolett Mráz
- Romeo - Agnes Hyunjin Kim / Olaia Lamata Ezcurdia / Carmen Lázaro (Studierauftrag)
- Tebaldo - Oscar R. Ore Alarcon
- Lorenzo - Jakob Schett / Jannik Junzhe Zeng
- Chor - Julia Dzido, Angel Garcia, Hyeonjeong Lee, Samuel Pörnbacher, Achim Schurig, Mo Wan, Punyanuch Wattanavinin & Tonio Yin