Den Auftakt der sogenannten „Offenbachiaden“, in denen er auf raffinierte Weise mythologische Themen und aktuelle Zeitkritik ineinander verwob, bildet sein „Orphée en enfers“. Nicht nur mischt er hier die Götterwelt gehörig auf, sondern stellt auch den so beliebten Mythos um Orpheus und Eurydike auf den Prüfstand. Offenbachs Orpheus ist nicht mehr der den Tod seiner Eurydike betrauernde göttliche Sänger, sondern ein eitler Konservatoriumsdirektor, der Eurydike mit seinem Geigenspiel unendlich nervt. Als sie von ihrem heimlichen Schwarm – Pluto – entführt wird, folgt sie diesem freudig bewegt in die Unterwelt. Freudig bewegt ist auch Orpheus, als er ihren Abschiedsbrief findet. Allerdings – da gibt es noch die „Öffentliche Meinung“, die ihn darüber belehrt, dass er seine Gattin von den Göttern zurückverlangen müsse.
Trotz aller Kritik an den herrschenden politischen Zuständen trägt in Offenbachs „Orphée“ schließlich die Gegenwart den Sieg über die Vergangenheit davon. Das Menuett, schon im Vorspiel zusammen mit einer hoffnungslos sich windenden Fuge ins Parodistische gewendet, wird als Vertreter des 18. Jahrhunderts vom Cancan des 19. Jahrhunderts hinweggefegt.
In der Neuproduktion des Mozarteums gelangt die zweiaktige Originalfassung von 1858 zur Wiedergabe, die auch die originale Besetzung aufweist.