Mit dieser Zauberoper knüpft Händel 1735 noch einmal an seine früheren Triumpfe in London an. Das Libretto ist dem Kreuzfahrer-Epos „Orlando furioso“ von Ariost entlehnt und umkreist den auch schon von Homer bearbeiteten Circe-Mythos, in dem gestrandete Helden von einer Zauberin zunächst mit Liebe beglückt und dann in Tiere verwandelt werden.
„Ich habe den Eindruck, daß die streng emblematische Charakteristik der barocken Dramaturgie bei „Alcina“ zugunsten einer dramatischen Sinnhaftigkeit weicht. Diesen für uns modernen Ansatz kombiniert Händel, was das Genre betrifft, mit einem Rückgriff: Er wendet sich wieder der Zauberthematik zu, die beinahe schon verpönt war. Dies ermöglicht ihm, den Kanon aufzubrechen, dem Irrationalen, Phantastischen und dem Abgründigen, der Verzweiflung Raum zu geben. Das Stück handelt vom Zweifel an der Welt, von der Unlösbarkeit der Dinge. Für diesen tief melancholischen Ansatz findet Händel immer wieder neue Ausdrucksformen – er verläßt das Terrain der Vorhersehbarkeit...“ (Alexander von Pfeil)