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Die Regiestudierenden des Thomas Bernhard Institutes erarbeiten im Wintersemester 2024/25 Werkstattinszenierungen basierend auf der Auseinandersetzung mit dem elisabethanischen Zeitalter bzw. mit Stücken von William Shakespeare.
+++ Anmeldung zur Zulassungsprüfung ab jetzt möglich! Bewerbungsfrist für Konzertfach: 28.02.2025 - alle weiteren Infos auf den Studienseiten! +++
Das schweigende Mädchen ist Allegorie und direkter Verweis auf die deutsche Rechtsextremistin und Mitglied der Terrorgruppe NSU: Beate Zschäpe. Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) war eine – zwischen 1998 und 2011 existente – rechtsextreme und rechtsterroristische Gruppe. In den Jahren 2000 bis 2007 ermordete der NSU systematisch zehn in Deutschland lebende Unternehmer – vornehmlich mit griechischem und türkischem Migrationshintergrund
Österreichische Erstaufführung
Regie
Simon Werdelis
Bühne & Kostüm
Nogati Udayana
Dramaturgie
Antigone Akgün
Musik
Olga Podgaiskaya
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Für die österreichische Dramatikerin Elfriede Jelinek markiert Zschäpes Gerichtsprozess den Ankerpunkt ihres Stückes „Das schweigende Mädchen“. Jelinek geht es hier weniger darum, die Geschehnisse rund um den NSU zu wiederholen, oder die Perspektive der Täter oder der Opfer-Angehörigen darzustellen, nein, im Fokus stehen: wir. Die bürgerliche Mehrheitsgesellschaft. Die das Grundgesetz hochhaltende Judikative, für die die Würde des Menschen unantastbar bleibt. Wie kann sich eine wehrhafte Demokratie einem provokativen Schweigen entgegenstellen? Wie zur Wahrheitsfindung gelangen? Und möchten wir die Wahrheit um jeden Preis hören, auch wenn sie uns an das eigene Versagen erinnert?
Berichterstatter beschreiben die insgesamt 438 Verhandlungstage als „Tiefenbohrung in die deutsche Gesellschaft“. Nach dem Prozessbeginn im Jahr 2013 schreibt Elfriede Jelinek mit „Das schweigende Mädchen“ gegen das hartnäckige Schweigen der Hauptangeklagten Beate Zschäpe an und reflektiert unermüdlich den Umgang von Justiz und Gesellschaft mit den bis heute bestehenden Leerstellen dieses Falls. Damit legt Jelinek ein weiteres Mal den Finger auf die wunden Punkte der deutschen Nachkriegsgeschichte und der gesellschaftlichen Aufarbeitung der NSU-Morde.
Die Schauspielstudierenden des vierten Jahrgangs stellen sich den unbequemen Fragen dieses Falls und den Sprachgewittern Jelineks.
„Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler schonen weder sich noch das Material. Wesentlicher noch: Sie haben toll zu sprechen gelernt in ihrer Ausbildung am Thomas Bernhard Institut. Es beginnt hektisch: „Deutschland schweigt, indem es ununterbrochen redet“, tadelt die Jelinek. Mit dramaturgischem Raffinement und Sinn für fast musikalische Abläufe gewinnt die Aufführung an Ruhe und damit Eindringlichkeit."
— Drehpunkt Kultur
Premiere
18. April 2024
Weitere Vorstellungen
19. & 20. April 2024
15., 16. & 17. Mai 2024
25. & 26. Mai 2024 (Kurzversion)
jeweils 20:00 Uhr
Theater im KunstQuartier