Elfriede Jelinek: Das schweigende Mädchen

30.05.2024
Schauspielproduktion
© Paulo Jamil Sieweck

Das schweigende Mädchen ist Allegorie und direkter Verweis auf die deutsche Rechtsextremistin und Mitglied der Terrorgruppe NSU: Beate Zschäpe. Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) war eine – zwischen 1998 und 2011 existente – rechtsextreme und rechtsterroristische Gruppe. In den Jahren 2000 bis 2007 ermordete der NSU systematisch zehn in Deutschland lebende Unternehmer – vornehmlich mit griechischem und türkischem Migrationshintergrund

Österreichische Erstaufführung

Regie
Simon Werdelis

Bühne & Kostüm
Nogati Udayana

Dramaturgie
Antigone Akgün

Musik
Olga Podgaiskaya

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Über die Produktion

Für die österreichische Dramatikerin Elfriede Jelinek markiert Zschäpes Gerichtsprozess den Ankerpunkt ihres Stückes „Das schweigende Mädchen“. Jelinek geht es hier weniger darum, die Geschehnisse rund um den NSU zu wiederholen, oder die Perspektive der Täter oder der Opfer-Angehörigen darzustellen, nein, im Fokus stehen: wir. Die bürgerliche Mehrheitsgesellschaft. Die das Grundgesetz hochhaltende Judikative, für die die Würde des Menschen unantastbar bleibt. Wie kann sich eine wehrhafte Demokratie einem provokativen Schweigen entgegenstellen? Wie zur Wahrheitsfindung gelangen? Und möchten wir die Wahrheit um jeden Preis hören, auch wenn sie uns an das eigene Versagen erinnert?

Berichterstatter beschreiben die insgesamt 438 Verhandlungstage als „Tiefenbohrung in die deutsche Gesellschaft“. Nach dem Prozessbeginn im Jahr 2013 schreibt Elfriede Jelinek mit „Das schweigende Mädchen“ gegen das hartnäckige Schweigen der Hauptangeklagten Beate Zschäpe an und reflektiert  unermüdlich den Umgang von Justiz und Gesellschaft mit den bis heute bestehenden Leerstellen dieses Falls. Damit legt Jelinek ein weiteres Mal den Finger auf die wunden Punkte der deutschen Nachkriegsgeschichte und der gesellschaftlichen Aufarbeitung der NSU-Morde.

Die Schauspielstudierenden des vierten Jahrgangs stellen sich den unbequemen Fragen dieses Falls und den Sprachgewittern Jelineks.

Pressestimmen

Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler schonen weder sich noch das Material. Wesentlicher noch: Sie haben toll zu sprechen gelernt in ihrer Ausbildung am Thomas Bernhard Institut. Es beginnt hektisch: „Deutschland schweigt, indem es ununterbrochen redet“, tadelt die Jelinek. Mit dramaturgischem Raffinement und Sinn für fast musikalische Abläufe gewinnt die Aufführung an Ruhe und damit Eindringlichkeit."

— Drehpunkt Kultur

Premiere
18. April 2024

Weitere Vorstellungen
19. & 20. April 2024
15., 16. & 17. Mai 2024
25. & 26. Mai 2024 (Kurzversion)

jeweils 20:00 Uhr
Theater im KunstQuartier

  • Colin Johner
  • Victoria Kraft
  • Joseph Lang
  • Valerie Martin
  • Lena Plochberger
  • Joyce Sanhá
  • Fayola Schönrock
  • Payam Yazdani
  • Adrian Weinek

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    Schauspielproduktion