Wer kennt es nicht, das Grimm'sche Märchen von Hänsel und Gretel, die von ihren Eltern in den Wald geschickt werden, sich dort verirren und schließlich bei der Knusperhexe landen. Basierend auf dieser Geschichte hat Engelbert Humperdinck 1892 sein gleichnamiges Märchenspiel komponiert. Das schlichte, aber hochpoetische Libretto stammt von Humperdincks Schwester Adelheid Wette, die einige Motive aus dem Original abmilderte, die tiefenpsychologischen Subtexte jedoch unverändert ließ.
Musikalisch besticht die Oper ebenso durch Kinderlieder im Volkston wie durch eine spätromantische Klangsprache, die stellenweise an Richard Wagner erinnert. Rosamund Gilmore begab sich mit Ihrer Inszenierung auf eine Reise ins Unterbewusstsein und verband die tiefenpsychologischen Schichten des Märchens mit den filmisch visualisierten Arbeiten der Studierenden von Claudia Lehmann.
"…Indem die Helden die Gefahren und die Bedrohungen überstehen, können auch wir aufatmen. Wir haben mit dem Helden ein Stück Angst bewältigt. So gesehen gibt es kaum ein Märchen, das nicht von der Angst handelt. Und von den Märchen her gesehen, die ja immer Wege der Entwicklung aus typischen menschlichen Problemen darstellen, muss man sagen, dass jede Entwicklung mit Angst und mit Überwindung von Angst verbunden ist." (Verena Kast)