Gender & Queer Studies, Advanced Feminism sowie Diversity Studies stellen inter- und transdisziplinäre Fachgebiete dar, in deren Zentrum eine kritische Reflexion von Ungleichheiten produzierenden Machtprozessen in Gesellschaft, Kunst und Wissenschaft steht.
Im Sinne einer kritischen Kunstpraxis gilt es nicht nur (überkommene) Normen (z.B. im jeweiligen Fach- bzw. Repertoirekanon) zu hinterfragen und herauszufordern, sondern insbesondere auch die Praxisformen von Musiker*innen, Schauspieler*innen, Regisseur*innen und Künstler*innen hinsichtlich Macht- und Herrschaftsverhältnissen, (traditionell überlieferter) Rollenzuweisungen resp. geschlechtlich semantisierter Zuschreibungen und Erwartungen historisch forschend und künstlerisch aktiv kritisch entgegenwirkend/transformierend/überwindend/zu begegnen.
Diesbezüglich bieten Gender & Queer Studies, Advanced Feminism sowie Diversity Studies als interdisziplinäre/transdisziplinär überfakultäre Querschnittsperspektive in jeder Fachdisziplin vielfältige, lokale wie globale, kritische Zugänge/Anknüpfungspunkte, die für das Verständnis von Wissenschaft, Kunst und visueller, auditiver und auch medialer Kulturen sowie für ihre Ausübung/Ausführung/Gestaltung von grundlegender Bedeutung sind.
Methoden und Inhalte dieser Disziplinen sollen integrierte Bestandteile von Forschung und Lehre, Entwicklung und Erschließung der Künste sowie der Third Mission werden.
Forschungsverständnis
Wissenschaftliche wie künstlerische Forschung im Bereich der Gender & Queer und Diversity Sudies und/oder des Advanced Feminism an der Universität Mozarteum folgen diesem Verständnis:
- Die eigene künstlerische und/oder wissenschaftliche Praxis wird als Forschung in einem definierten Forschungskontext begriffen,
- theoretische Konzepte und Begriffe werden vor dem Hintergrund strukturellen und historischen Wandels reflektiert,
- bearbeitete Fragestellungen, konturieren sich aus einer Normativitätskritik und/oder erkennen intersektionale Zusammenhänge an.
- Dabei werden Geschlecht und Sexualität als Wissenskategorien (Reflexion von geschlechtsspezifischen Macht- und Herrschaftsverhältnissen, Geschlechterrollen, Begehrensformen, etc.) betrachtet, und/oder
- Konstruktion, Dekonstruktion und Rekonstruktion von Identifikationsaspekten (Geschlecht, Begehren, Race, Class, Religion/Weltanschauung, Alter, Behinderung, etc.) in visuellen, szenischen, performativen, musikbezogenen und/oder pädagogischen Formen/künstlerischen Prozessen analysiert.
Forschungsförderungen für Studierende & Lehrende
Abgeschlossene herausragende studentische Abschlussarbeiten und Qualifikationsprojekte, die diesem Verständnis entsprechen, können vom Institut für Gleichstellung und Gender Studies mit dem GenDivers-Preis ausgezeichnet werden (siehe GenDivers-Preisträger*innen 2021)
Entsprechende Projektideen von Studierenden zu Fragestellungen in den Bereichen Gender & Queer Studies, Advanced Feminism sowie Diversity Studies unterstützt das Institut für Gleichstellung und Gender Studies darüber hinaus mit einer Förderung künstlerische/wissenschaftliche Vorhaben (Infos unter Aktuelle Ausschreibungen)
Um die Veröffentlichung von fertigen Manuskripten, Fachartikeln u. Ä. zu relevanten Themen zu erleichtern, bietet das Institut für Gleichstellung und Gender Studies zusätzlich eine Unterstützung bei Druck- und Publikationskosten (Infos unter Aktuelle Ausschreibungen)
Lehre
Neben der regelmäßig stattfindenden LV “Einführung in die Gender Studies”, wird in der Lehre u.a. ein Schwerpunkt auf Biografieforschung unter Berücksichtigung der Sozialisationsbedingungen aus der Perspektive der Geschlechter(rollen)forschung gesetzt.
Um die individuelle Profilbildung zu unterstützen, bietet das IGGS zusätzlich die Studienergänzung Künste | Geschlechter | Forschung (siehe untern) an. Nachweise über eigene Genderkompetenzen können als wichtiger Faktor in Bezug auf die Employability betrachtet werden.
Die Integration von Fragestellungen, wissenschaftlich/künstlerischen Zugängen und Erkenntnissen der gender-queer-feministischen und/oder diversitätssensiblen Forschung in die universitäre Lehre kann/soll über alle Lehrenden selbst erfolgen, wird vom Institut für Gleichstellung und Gender Studies aber u.a. durch folgende Angebote gerne unterstützt:
- Die Mitglieder des IGGS stehen jederzeit für Beratung hinsichtlich möglicher Inhalte sowie deren konzeptioneller Umsetzung in Lehrveranstaltungen zur Verfügung und können auch als Referent*innen geladen werden.
- Das IGGS bietet die Möglichkeit, hausexterne Wissenschaftler*innen, Künstler*innen oder in der einschlägigen Praxis tätige Expert*innen für Gastvorträge/Workshops/Präsentationen zur thematischen Erweiterung eigener Lehrveranstaltungen einzuladen. Dafür können die üblichen Kosten für Honorar, Anreise und Unterkunft – nach den an der Universität Mozarteum geltenden Regelungen – übernommen oder teilfinanziert werden.
Social Justice
Unter diesem Titel bündelt das Institut für Gleichstellung und Gender Studies seine Veranstaltungen, die im Wesentlichen drei verschiedenen Aufträgen einer Kunstuniversität Rechnung tragen:
Inhaltlich verbindet/eint diese verschiedenen Formate die Basis auf den Prinzipien der (radikalen) Intersektionalität sowie das Bestreben, Debatten über aktuelle feministische Bewegungen aufzugreifen, während gleichzeitig das historische Erbe von Advanced Feminism, Gender Studies und Queer Theory genutzt wird, um Sexualität und Geschlechterverhältnisse erneut, aus ethischer Perspektive, zu thematisieren. Mit einer kritischen Haltung gegenüber allen Produktionsverhältnissen wollen die Veranstaltungen zum Abbau von Diskriminierung innerhalb der Universität und darüber hinaus beitragen, indem sie soziale Gerechtigkeit durch den Zugang zu demokratischer Teilhabe und die gleiche Verteilung von Wohlstand und Privilegien für alle fördern.
Social Justice bietet Vorschläge, wie Gender/Queer Studies speziell in den Künsten erweitert werden können. Im Zentrum der ästhetischen Reflexion setzen die Veranstaltungen auf emanzipatorische Formveränderungen, die konstitutiv für alle gesellschaftlichen Prozesse auf der Basis von Gleichheit sind. Sie zielen auf die Sensibilisierung für Prozesse des Zuhörens, Aufführens und Erzählens sowie des
Analysierens, Forschens und Differenzierens ab. Neben Personen aus der Universität Mozarteum Salzburg werden transnationale Expert*innen eingeladen, die den Diskursstandort Salzburg mit neuen Perspektiven und kritischen Positionen bereichern und sich mit ideologischen Hierarchien, Elitismus und sozialer Ausgrenzung auseinandersetzen.