Cityscape Hong Kong–Salzburg: Dramaturgie der Stadt
Was ist der Klang und Rhythmus einer Stadt? Wie begegnen sich die Menschen an diesem oder an einem anderen Ort? Wo fühlen sie sich frei? Wie schreibt sich urbane Architektur in unsere Körper ein? Wie gehen wir in der Stadt? Wie fühlt sich das Klima einer Stadt an? Wie funktioniert das Gedächtnis einer Stadt? Und was geschieht, wenn wir die Erfahrungen mit diesen Fragen an so unterschiedlichen Orten wie Hong Kong und Salzburg zueinander in Bezug setzen?
Hongkong Academy for Performing Arts / Universität Mozarteum Salzburg
Cityscape Hong Kong – Salzburg
Dramaturgie der Stadt – Dramaturgy of Cityscape
Ein Austauschprojekt von Theaterstudierenden aus Hong Kong und Salzburg
Die künstlerische performative Auseinandersetzung mit diesen Fragen wurde im Rahmen einer immersiven szenischen Installation Ende November 2024 in der Blackbox der Hong Konger Theaterakademie präsentiert. Mit einem anschließenden intensiven Austausch mit dem anwesenden Fachpublikum endete die erste Phase eines mehrteiligen Kooperationsprojektes des Thomas Bernhard Instituts der Universität Mozarteum mit der Hongkong Academy for Performing Arts.
Eine Gruppe von Dramaturgiestudierenden aus Hong Kong sowie Schauspiel, Regie-, und Applied Theater-Studierenden aus Salzburg hat sich gemeinsam auf den Weg in die Städte gemacht, auf ihre Klänge und Rhythmen gehört, ist ihren Spuren in die Vergangenheit gefolgt, hat die informellen Zeichen und Schriften an ihren Mauern und Gebäuden sowie den Umgang mit dem öffentlichen Raum erkundet. Dabei ging es ganz zentral auch um wechselseitige Anknüpfungspunkte und die Frage nach den Resonanzen zwischen den beiden so unterschiedlichen (realen und imaginären) Stadtlandschaften von Hong Kong und Salzburg.
Begonnen hatte es mit einem Besuch der Hong Konger Studierenden und Lehrenden in Salzburg im Juli letzten Jahres. Im November erfolgte dann der Gegenbesuch der Salzburger in Hongkong. Die beiden Aufenthalte waren geprägt von intensiven Recherchen im öffentlichen Raum und der performativen Bearbeitung des gesammelten Materials – Material im Sinne von Beobachtungen, Begegnungen, Bewegungen, Texten, Fotos, Videos und Objekten. Begleitend fanden neben Theater- und Ausstellungsbesuchen eine Reihe von Workshops von Lehrenden aus Salzburg und Hong Kong statt, zu Dramaturgie und Choreographie, zu Recherchetechniken und zur Bewegung in der Stadt.
Dabei bot die Praxis des „Dérives“ (Guy Debord), des ausgreifenden zufallsgesteuerten Stadtspaziergangs, eine faszinierende Möglichkeit um tief in die jeweiligen urbanen Räume einzutauchen. So entstand ein genaueres Verständnis für die unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexte, die auch die Bedingungen für das künstlerische Arbeiten in beiden Orten prägen. Das Wahrnehmen des städtischen Alltags ging einher mit der wechselseitigen Wahrnehmung der Beteiligten, ihren Hoffnungen, Erwartungen, gesellschaftlichen und ästhetischen Vorstellungen.
In der abschließenden kollektiv erarbeiteten Work-in-Progress-Präsentation erlebten die Zuschauenden eine vielsprachige Aufführung (Kantonesisch, Deutsch und Englisch), die sich in ihrem Verlauf in eine Ausstellung von Erfahrungen verwandelte, die sich dem fremden und vertrauten Blick auf Hong Kong und Salzburg verdankten: die Atmosphäre einer Straßenszene entstand, zum Thema wurden Begräbnisrituale, Toilettenkulturen, Sticker im öffentlichen Raum, die in der Gruppe allgegenwärtige Frage nach der Übersetzung des Kantonesischen, Englischen, Chinesischen und Deutschen ebenso wie alltägliche Begegnungen im öffentlichen Raum, kurz: Fragen nach dem Verstehen und der Verständigung in distanten kulturellen Horizonten. Dementsprechend stand am Ende unter anderen auch die Erkenntnis: „Die Differenz zwischen den beiden Städten ist nicht der wichtigste Aspekt dieses Projektes, sondern das Gespräch unter uns.“
“Memory.
The urban memory.
The personal memory.
The bodily memory.
If the body can be imagined as a city, the cityscape is like muscles and bones. Bicycles, windows, scaffolding, rivers, stickers… What kinds of memories are hidden in everyday sceneries? What kinds of joy? What kinds of pain?
Through the dialogue between two places, how do personal memories connect with the cityscape? Tempo and rhythm, movement and flow, nature and infrastructure…"here" and "there.".
Within endless translations,
Position the self, and define the self.”
(Text für die Aufführung von Lee Ho Sang, Dramaturgiestudierender aus Hong Kong)
Konzeption und Leitung:
Christoph Lepschy, POON Sze Wan, LEONG Wai Ling, Mirjam Klebel
Mitwirkende:
Luise Arnold, Nina Dalbazi, HO Hei Lam, Kevin Hummel, Alexandra Kronberger, LAM Ka Ki, LEE Ho Sang, LEUNG Hiu Fung, Christoph Mierl, Julian Plattner, TSUI Kai Yuen