Jugend gestaltet Zukunft
Co-CreART ist ein vierjähriges Projekt der Universität Mozarteum Salzburg, das vom Klima- und Energiefonds gefördert wird und im November 2024 mit dem Sustainability Award in Gold ausgezeichnet wurde.
„Wir möchten einen Lernort schaffen, der junge Menschen begeistert und inspiriert, eigene Ideen zu entwickeln“, so Katharina Anzengruber, Projektleiterin von „Co-CreART. Co-Creating Change!“. Die Initiative bietet Jugendlichen die Gelegenheit, kreativ an Lösungen für die Klimakrise zu arbeiten und ihre Visionen für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Sie findet in Kooperation mit der Paris Lodron Universität Salzburg und der Fachhochschule Salzburg statt und ist an der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft und Kunst angesiedelt. Ziel des Projektes ist der Aufbau des CreART-Labs – ein mobiles, modulares Labor, das als innovativer Lernort Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren zur Verfügung stehen soll. Dabei werden in der ersten Projektphase partizipative Vermittlungsformate zum Thema Klimaschutz mit Schwerpunkt auf nachhaltiges Bauen, Wohnen und klimaschonende Mobilität entwickelt, die später ins CreART-Lab aufgenommen werden. „Besonders wichtig ist uns, in diesen Entwicklungsprozess die spätere Zielgruppe kontinuierlich einzubeziehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was den jungen Menschen wichtig ist und welche Formate sie ansprechen”, so Anzengruber, Assistenzprofessorin am Department Musikpädagogik der Universität Mozarteum. Das geschieht durch verschiedene Veranstaltungen und Workshops, gleichzeitig docken ein Wahlpflichtfach oder Maturaprojekte von Partnerschulen an das Projekt an. In der zweiten Projektphase, ab April 2026 geht das CreART-Lab schließlich auf Tour und macht an Schulen, in Museen oder im öffentlichen Raum Halt.
Co-CreART kombiniert wissenschaftliche und künstlerisch-kreative Zugänge, um neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf die Klimakrise zu eröffnen. „Dafür sind nicht nur Kompetenzen im Bereich Wissenschaft oder Technik nötig, sondern auch kreatives Vermögen und ein Out-of-the-Box-Denken“, ist Anzengruber überzeugt. „Wir wollen interdisziplinäre Experimentierräume eröffnen, in denen junge Menschen mit verschiedenen Hintergründen, Vorerfahrungen und Bedürfnissen miteinander ins Tun kommen, um gemeinsam zukunftsweisende Lösungen zu finden. Dafür braucht es Partner:innen aus unterschiedlichsten Bereichen. Wir freuen uns, hier die Erfahrungen und Netzwerke der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft und Kunst nutzen zu können.” Hinter Co-CreART stehen Projektpartner:innen aus Kunst und Kultur, Wissenschaft und Technik sowie Bildung und Vermittlung. „Wir kooperieren nicht nur mit Künstler:innen und Wissenschaftler:innen der beteiligten Universitäten und der Fachhochschule, sondern auch mit Schulen wie dem Bundesgymnasium Seekirchen und der HTL Salzburg, der Spürnasenecke, der Radiofabrik, FS1 und dem Verein Spektrum. Auch die Unterstützung durch Stadt und Land Salzburg ist ein wichtiger Faktor für die Umsetzung des Projekts. Außerdem binden wir Studierende mit ein”, so Anzengruber. Nachhaltigkeit wird bei Co-CreART ganz bewusst breit definiert: „Für eine wünschenswerte Zukunft bedarf es aus unserer Sicht eines Wandels hin zu einer Kultur der Nachhaltigkeit. Dabei ist es wichtig, Jugendliche zu ermutigen, den Wandel aktiv mitzugestalten. Junge Menschen fühlen sich in den aktuellen Krisensituationen oft nicht gehört und machtlos. Wir möchten ihnen zeigen, dass ihre Perspektive zählt und sie etwas bewirken können“, sagt Anzengruber. Caroline Neudecker, Lehrerin am BG Seekirchen und Projektmitarbeiterin, sieht dies auch in der Praxis bestätigt: „Die Kinder und Jugendlichen lernen, wie man in einem Team aus Expert:innen aus Kunst und Kultur, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft innovative Lösungen entwickelt. Sie erleben, wie ihre Ideen ernst genommen werden und tatsächlich in die Entwicklung des CreART-Labs einfließen. Umgekehrt profitieren auch das Projektteam und die unterschiedlichen Partner:innen von der Zusammenarbeit mit den jungen Menschen: Gerade in der kreativen und künstlerischen Arbeit bringen die Schüler:innen oft frische, unkonventionelle Ideen ein, die neue Perspektiven eröffnen. Diese unbefangene Herangehensweise kann wissenschaftliche und technische Entwicklungsprozesse inspirieren und bereichern.“
„Durch die mobilen und außerschulischen Angebote erreicht Co-CreART nicht nur Kinder und Jugendliche im schulischen Kontext, sondern es initiiert Prozesse, die aus der Schule, aus der Universität hinauswirken“, so Anzengruber. Für die beteiligten Universitäten erschließen sich neue Zielgruppen, kreative Ressourcen und ergänzende Expertisen. Ein erstes Ergebnis des Projekts ist die Ausstellung „From trash to treasure”. Unter dem Motto „Wiederverwenden statt Ressourcen verschwenden“ widmet sie sich den Themen Wiederverwertung und Upcycling und war unter anderem in der Stadt:Bibliothek Salzburg und der Maker Faire zu sehen. „Durch Upcycling und Reparieren werden kaputte Gegenstände in neue Lieblingsstücke verwandelt, wodurch die Umwelt geschont und gleichzeitig diese persönlichen ‚Schätze‘ weiterverwendet werden können“, erzählt Elke Zobl, Associate Professorin beim Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst, Projektmitarbeiterin und Kuratorin der Ausstellung. Studierende, Klient:innen der Lebenshilfe, Jugendliche aus dem Verein Spektrum, Schüler:innen des BG Seekirchen und Besucher:innen von Repair-Cafés zeigen in der Schau ihre kreativen Ansätze zur Wiederverwertung. Für „From trash to treasure” wurde eine modulare Ausstellungsarchitektur entwickelt und gebaut, die in verschiedenen Varianten einsetzbar ist. Sie kann adaptiert, ergänzt, weiterentwickelt und zu neuen Themen bespielt werden. Diese Wandelbarkeit und Übertragbarkeit auf andere Kontexte und die damit einhergehende Prozessorientierung sind Aspekte, die Co-CreART wortwörtlich nachhaltig fördern möchte: „Eine Stärke unseres Projekts liegt im Schaffen von offenen Strukturen, um Denkansätze und Handlungsmöglichkeiten ausloten und sie weiterentwickeln zu können“, betont Anzengruber. Und auch Scheitern gehört dazu: „Gerade in Experimenten ist es wichtig, Umwege zuzulassen und aus Fehlern zu lernen. Dieses gemeinsame Lernen – mit Kindern, Jugendlichen und Partner:innen – macht für mich das Projekt aus.“
(Ersterschienen in den Uni-Nachrichten/Salzburger Nachrichten am 14. Dezember 2024)