GENDER | DIVERSITY | ARTS
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In 9 Einheiten widmet sich die Online-Ringvorlesung verschiedenen Aspekten aus Gender & Queer Studies, Diversity Studies und Advanced Feminism unter besonderer Berücksichtigung der Künste.
About
Ringvorlesung GENDER | DIVERSITY | ARTS
Wie formen Geschlechterverhältnisse die Kunst? Können künstlerische Strategien Geschlechterverhältnisse, Machthierarchien und Strukturen der Ungleichheit subvertieren? Und wie übersetzt sich das alles in alltagskulturelle Diskurse und Bildsprache? Wer setzt die Maßstäbe, wer bleibt unsichtbar?
Unsere interdisziplinäre Ringvorlesung nimmt Machtstrukturen, Ungleichheiten und Identitätspolitiken kritisch unter die Lupe: von Jugend- und Alltagskulturen bis zur Visual Culture – wir hinterfragen Sehgewohnheiten, Hierarchien und Narrative, die unsere Wahrnehmung prägen. Wissenschaftler*innen und Kulturschaffende bringen unterschiedliche Perspektiven ein und laden zum Diskutieren ein.
Sei dabei und entdecke die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Kunst, Identität und Macht!
Anmeldung in MOZonline:
- 26.0019 / GENDER | DIVERSITY | ARTS (Ringvorlesung) (FWF)
- 26.0018 / GENDER | DIVERSITY | ARTS (Ringvorlesung) (FWF) (nur für Studierende Innsbruck)
Ort:
Zoom - Link ist für alle Veranstaltungstermine gleich:
https://moz-ac-at.zoom.us/j/68677025061?pwd=Xmena0F4nLCab57dL3kaBIkNekOShj.1
Termine
6.3., 18:00–20:00 Uhr:
Jan Grünwald: Einführung & Vorstellung der Termine
20.3., 18:00–20:00 Uhr: Vortrag & DIskussion
Social Justice
Die Playgirlmansion – eine Villa für Bossbitches und Junggesellinnen im 21. Jahrhundert
Eine Veranstaltung des Instituts für Gleichstellung und Gender Studies
In dem 2012 erschienenen Essay Pornotopia analysiert Paul B. Preciado das Phänomen des Playboy Magazins und arbeitet Mechanismen heraus, die die sexuelle Identität unserer Gesellschaft bestimmen. Laut Preciado ist der Playboy mehr als ein sexistisches Printprodukt, so zeigen die Teile des Heftes, die sich ausgiebig mit Architektur und der idealen Single-Wohnung beschäftigen, dass hier ein neuer männlicher Typus sichtbar und untermauert wird: der Junggeselle, der sich parallel zu der weiblichen Emanzipation in den 1950er entwickelte. Wie sieht es nun aber mit den Junggesellinnen und Bossbitches des 21. Jahrhunderts aus? Gibt es auch eine weibliche Architektur, die sich aus den Bedürfnissen des neuen Frauentypus zusammensetzt, welcher ähnlich zum Junggesellen seine Identität außerhalb des Reproduktionsimperativs sucht? Anhand einiger Papierschnitte aus dem 2024 erschienenen Katalog "Soaplands" werden wir diese Idee diskutieren. Das Lesen von Pornotopia ist hierfür sehr empfehlenswert.
Referentin: Sonja Yakovleva (*1989, Potsdam) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main (DE). Sie hat an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und an der Hochschule der Bildenden Künste in Athen (GR) studiert. Sie ist Mitglied des Kollektivs KVTV, mit dem Yakovleva den Videoblog KulturvotzenTV über zeitgenössische Kunst auf Instagram betreibt und Ausstellungs- und Publikationsprojekte kuratiert. Sonja Yakovleva hat bislang u.a. in folgenden Institutionen ausgestellt: Kunstraum Potsdam, Potsdam (DE), Kunstpalais Erlangen, Erlangen (DE), Klingspor Museum, Offenbach am Main (DE), Städtische Galerie Nordhorn, Nordhorn (DE), saasfee pavillon, Frankfurt am Main (DE), Neuer Kunstverein Gießen, Gießen (DE). Aktuell ist Yakovleva als künstlerische Mitarbeiterin an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach (DE) im Lehrgebiet Zeichnung tätig.
3.4., 18:00–20:00 Uhr: Vortrag & Diskussion
Social Justice
Konstruktion und Inszenierung von Männlichkeit in österreichischen Fussball-Ultra-Blocks.
Eine Veranstaltung des Instituts für Gleichstellung und Gender Studies
... die Fahnen wehn, du hörst du Kurve schrein, die Fackeln brennen und wir singen dich nach vor.
Der Dreiklang von Bier, Gewalt und Männern dominiert nicht nur die allgemeine Berichterstattung, sondern auch die kollektive Imagination von Fußballfankurven im europäischen Raum. Fußball als unbestritten populärste Breitensportart generiert eine der größten gesellschaftlichen Subkulturen. Die Fans, die sich wöchentlich in den Kurven versammeln und einen erheblichen Teil ihrer Freizeit ihrem Verein widmen, bilden eine peer group mit starker Gruppenkohäsion. Diese Kohäsion entsteht durch gemeinsame Rituale, Werte und eine geteilte Identität, die sich im Fandasein manifestiert. Die mediale Fokussierung auf Gewaltbereitschaft verzerrt jedoch oft den Blick auf die vielfältigen kulturellen Ausdrucksformen dieser Subkultur, insbesondere die aufwendigen Choreografien. Diese Choreografien sind nicht nur Ausdruck von kollektiver Identität und Selbstinszenierung, sondern auch performative Akte, die bestimmte soziale Praktiken und Denkmuster verkörpern. Sie stellen eine temporäre Community dar, die durch den gemeinsamen Akt des Inszenierens und Erlebens der Choreografie entsteht.
Soziologisch betrachtet, handelt es sich bei den Choreografien um popkulturelle Artefakte, die als symbolische Interaktion interpretiert werden müssen. Sie dienen der Verhandlung von gesellschaftlichen Diskursen, einschließlich der Kritik am staatlichen Gewaltmonopol, politischen Entscheidungen und der Konstruktion von Geschlechteridentität, wobei die Inszenierung von Männlichkeit im Fußball im Kontext von hegemonialer Männlichkeit betrachtet werden kann, die bestimmte Verhaltensweisen und Normen für Männer vorgibt und durch die Fankultur verstärkt werden kann. Die Choreografien verschmelzen Bilder, Gesang, Tanz und performative Akte zu einem kollektiven Ritual, das Emotionen und Identitäten verdichtet.
Der Vortrag wird diese Befunde in eine konkrete Analyse der beiden Wiener Vereine Rapid Wien und Austria Wien überführen und hierbei anhand der folgenden Fragen einen Einblick in die Welt der österreichischen Ultras geben:
- Wie manifestiert sich die Konstruktion von Geschlechteridentität, insbesondere Männlichkeit, in den Choreografien von Fußballfans?
- Welche Rolle spielen die Choreografien als performative Akte und kollektive Rituale in der Bildung und Stärkung von Gruppenkohäsion und kollektiver Identität innerhalb der Fankultur?
- Wie unterscheiden sich die Inszenierungen von Geschlecht und die Verhandlungen gesellschaftlicher Diskurse in den Choreografien der beiden Wiener Vereine Rapid Wien und Austria Wien?
Referent: Jerome Trebing studierte Soziale Arbeit und Soziologie. Er hat in Wien eine Streetwork-Einrichtung für junge Menschen geleitet und beschäftigt sich nun in der ambulanten Betreuung und der beruflichen Integration mit gewaltaffinen Jugendlichen sowie mit Gewalt- und Radikalisierungsprävention in der stationären Kinder- und Jugendhilfe.
10.4., 18:00–20:00 Uhr: Vortrag & Diskussion
Social Justice
Ungleiche Wertschätzung: Macht und Sichtbarkeit in Musik und Sport
Eine Veranstaltung des Instituts für Gleichstellung und Gender Studies
In der Transaktionsanalyse gibt es das Konzept der Strokes (Zuwendung oder Anerkennung), die Menschen in ihren sozialen Interaktionen austauschen. Jeder Stroke ist dabei eine Form von Interaktion oder Kommunikation, die als eine Art „Einheit der Anerkennung“ gilt. Strokes können verbal oder nonverbal sein, positiv oder negativ, physisch oder emotional und bedingt oder unbedingt. Sie sind das „Futter“ für unser emotionales Wohlbefinden. Strokes helfen in Kindheit und Jugend die eigene Identität, das Selbstbild und unseren Selbstwert zu unterstützen und zu gestalten.
In sozialen und professionellen Kontexten, wie beispielsweise Musik, Kunst oder Sport, kann die Verteilung von Strokes auch Machtverhältnisse widerspiegeln. Menschen in Machtpositionen, wie etablierte Künstler*innen oder Kurator*innen, können oft leichter positive Strokes erhalten und auch verteilen, während marginalisierte Gruppen (z.B. Frauen, BIPoC,) häufiger negative Strokes, bedingte Strokes oder gar keine Anerkennung erhalten. Diese ungleiche Verteilung von Strokes trägt zur Aufrechterhaltung von Machtstrukturen bei.
Referent: Sascha Rippberger, Systemischer Coach, Transaktionsanalytiker i.A., Kommunikationswirt, Erwachsenen- und Jugendbildner
HINWEIS: Alle Angestellten der Universität Mozarteum können sich die Teilnahme an dieser Veranstaltung als Weiterbildung im Rahmen der „Personalentwicklungsräume 24/25“ anrechnen lassen. Dafür ist eine Anmeldung unter personalentwicklung@moz.ac.at oder direkt im MOZonline unter Personalentwicklung notwendig.
8.5., 18:00–20:00 Uhr: Vortrag & Diskussion
Social Justice
Deutschrap und Klassenverhältnisse
Gangstarap hat einen hybriden Charakter. Während Vertreter des Genres einerseits den Anspruch erheben, ‚authentische‘ (d.h. mit einem Wahrheitsanspruch versehene) Geschichten zu erzählen, die den Alltag prekärer Bevölkerungsteile in benachteiligten Wohnvierteln beschreiben, beruht die Darstellungsform gleichzeitig auf einer absichtlichen Übertreibung. Und während Gangstarapper einerseits alle möglichen Klischees bestätigen und überzeichnen, um zu provozieren und die Gefühle der Öffentlichkeit zu verletzen, vermitteln Sie oft gleichzeitig einen Eindruck von Ungleichheitsverhältnissen und sozialer Stigmatisierung. Aus einer sozial- oder auch kulturwissenschaftlichen Perspektive erscheint diese Widersprüchlichkeit häufig als faszinierend.
Referent: Martin Seeliger leitet die Abteilung Wandel der Arbeitsgesellschaft im Institut für Arbeit und Wirtschaft an der Uni Bremen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Arbeitsbeziehungen, Politische Soziologie und Cultural Studies.
15.5., 18:00–20:00 Uhr:
Social Justice
Gekränkte Männlichkeit, Online-Radikalisierung und Rechtsextremismus
Eine Veranstaltung des Instituts für Gleichstellung und Gender Studies
Gerade junge Männer orientieren sich politisch zunehmend am rechten Rand. Türöffner ist hier immer wieder das Internet: Reaktionäre Akteure greifen gesellschaftlich omnipräsente Ressentiments wie Misogynie und Queerfeindlichkeit auf und nutzen diese als Politisierung in den organisierten Antifeminismus und Faschismus.
Referentin: Veronika Kracher, Publizistin, Autorin u.a. „INCELS – Geschichte, Sprache und Ideologie eines Onlinekultes“ (2020) und politische Bildungsreferentin mit den Arbeitsschwerpunkten Online-Radikalisierung, Rechtsextremismus und Antifeminismus
HINWEIS: Alle Angestellten der Universität Mozarteum können sich die Teilnahme an dieser Veranstaltung als Weiterbildung im Rahmen der „Personalentwicklungsräume 24/25“ anrechnen lassen. Dafür ist eine Anmeldung unter personalentwicklung@moz.ac.at oder direkt im MOZonline unter Personalentwicklung notwendig.
5.6., 18:00–20:00 Uhr: Vortrag & Diskussion
Social Justice
#PUSSYVERSE: Pussy Riot und der dezentralisierte Widerstand
Eine Veranstaltung des Instituts für Gleichstellung und Gender Studies
Während das Metaverse für monopolistische Tendenzen und den Ausbau von männlichen Machtstrukturen in Big Data steht, symbolisiert das Pussyverse radikale Dezentralisierung, feministische Netzwerkarbeit und die Besetzung digitaler Räume als Orte des Widerstands. Der Vortrag beleuchtet, wie Pussy Riot dieses Netzwerk seit ihrem viralen Protestsong Punk Prayer sukzessive ausgebaut und inzwischen bis ins Web 3.0 hinein erweitert haben.
Referentin: Mona Schubert ist Kunsthistorikerin und Kuratorin mit einem Schwerpunkt auf der Fotografie an der Schnittstelle von Kunst-, Technik- und Mediengeschichte. Ihr Forschungsinteresse gilt insbesondere fotografischen Ausstellungen ab den 1960er Jahren sowie post-digitalen Bildpraktiken. Seit 2024 ist sie als Kuratorin am FOTO ARSENAL WIEN und der FOTO WIEN tätig. Sie hat bereits Beiträge u.a. für die Camera Austria, die Kunststiftung DZ BANK, das C/O Berlin und die S. Fischer Stiftung verfasst.
12.6., 18:00–20:00 Uhr: Vortrag & Diskussion
Social Justice
If I told you that a flower bloomed in a dark room, would you trust it?
Eine Veranstaltung des Instituts für Gleichstellung und Gender Studies
In their presentation, artist duo Ana Zibelnik and Jakob Ganslmeier explore the spread of hateful ideologies on social media platforms such as TikTok through coded language, symbols, and memes. They particularly focus on how far-right rhetoric has blended into mainstream trends such as fitness and beauty. The discussion is framed through the perspective of their work "Bereitschaft," which follows the story of a fascist statue by German sculptor Arno Breker that became an obsession on TikTok.
Referent*innen: Jakob Ganslmeier & Ana Zibelnik are an artist duo who collaborate on photography and video projects that centre around youth identity formation. Their works, including Fault Line (2023, ongoing), Bereitschaft (2024), and Redpilled (2023), delve into societal issues such as climate anxiety, online trends, and the influence of extreme ideologies on young people. They are especially interested in dismantling the visual representation of radical ideologies and how visual arts can counteract radical political narratives and increase sensitivity to social issues with conflicting perspectives. Their works were exhibited at FOAM Museum Amsterdam, Fotomuseum Den Haag, Brandenburg Museum of modern Art, and other venues.
*The presentation title is borrowed from the song Poetic Justice (2012) by Kendrick Lamar
26.6., 18:00–20:00 Uhr: Abschlussdiskussion
Referent: Jan Grünwald