Die Backen von Euripides

Seit der Etablierung des Theaters als bürgerliche Kunstform im 19. Jahrhundert haben zahlreiche Autor*innen und Theatermacher*innen die Forderung formuliert, die gesellschaftliche Wirklichkeit mit den Mitteln der Kunst zu durchdringen, und in ihrer Widersprüchlichkeit zur Anschauung zu bringen. Die Regiestudierenden des Thomas Bernhard Instituts arbeiten mit klassischen Dramentexten, die sie szenisch zur sozialen und politischen Wirklichkeit unserer Gegenwart ins Verhältnis setzen.
Paris-Lodron-Straße 2a, 5020 Salzburg
Die Bakchen von Euripides
Mit: Payam Yazdani (Dionysos), Alexander Smirzitz (Kadmos/Bote), Lena Plochberger (Pentheus), Fayola Schönrock (Botin), Daryna Mavlenko, Payam Yazdani, Mariia Soroka, Mariia Tkachenko, Daria Samoylenko, Anastasiia Shakirova, Marko Sonkin, Fayola Schönrock (Chor der Bakchen)
Regie: Lea Oltmanns
Bühne: Ella Hölldampf
Kostüm/Maske: Iggi Bühler
Sound: Alexander Bauer
Dramaturgische Mitarbeit: Laura Bernhardt
Altphilologische Beratung: Sophia Ortner
Eingemauert in einen engen Begriff von Männlichkeit, entsprungen aus geschlechtlichen Konventionen, herrscht König Pentheus in seinem Palast über Theben. Erschüttert von den Bakchen, einer Gemeinschaft, die, angeführt von Dionysos, lustvoll und laut in Theben Einzug erhält. Von manchen misstrauisch beäugt, von anderen umjubelt, wird diese Bewegung schnell Gegenstand von Imaginationen und Zuschreibungen über „das seltsame ganz unerhörte, wunderbare Tun“. Dass sich auch noch Pentheus Großvater, der ehemalige König Kadmos, den Bakchen anschließt, ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Das Team stellt in Euripides „Bakchen“ den Sprechakt und die Konstruktion von Geschlecht in Frage, sowie die Ambivalenz aus Angst vor Autoritätsverlust und der Sehnsucht, sich mit denen zu vereinen, die von heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit unterdrückt werden. Was haben wir der Herrschaft der Väter entgegenzusetzen? Und wer ist bereit, Macht aufzugeben?