Oscar Jockel - Dirigent und Komponist

01.07.2023
Alumnae & Alumni Stories
Oscar Jockel | © Tom Thiele

Oscar Jockel ist derzeit Dirigierassistent von Kirill Petrenko bei den Berliner Philharmonikern und für zwei Jahre Dirigierstipendiat der Karajan-Akademie. In der Saison 2020/21 wurde er zum ersten Composer in Residence des Brucknerhauses Linz ernannt. Bisherige Kompositionsaufträge reichen von Werken für Soloinstrumente über Klanginstallationen bis hin zu Orchesterwerken, letztere beispielsweise für das Bruckner Orchester Linz oder die Camerata Salzburg.

Oscar Jockel
Dirigent und Komponist

Paris, Berlin und Bretstein

 

Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er bei den Regensburger Domspatzen unter Domkapellmeister Roland Büchner. Er studierte Musiktheorie, Komposition bei Achim Bornhöft sowie Dirigieren bei Reinhard Goebel, Bruno Weil, Johannes Kalitzke und Karl Kamper an der Universität Mozarteum. An der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz studierte er Komposition bei Klaus Lang. Zudem vertiefte er als Masterstudent in Paris am Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse sein Dirigierstudium bei Alain Altinoglu sowie sein Kompositionsstudium bei Frédéric Durieux.

Oscar Jockel erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, unter anderem vom Deutschen Bundestag als kultureller Jugendbotschafter in den USA, von der Stadt Regensburg, von der Kai-Uwe von Hassel-Stiftung sowie vom Royal Northern College of Music in Manchester. Im Frühjahr 2023 erhielt er den Herbert-von-Karajan-Preis bei den Osterfestspielen in Salzburg, wo er mit seinem Arrangement und Orchester-Auftritt mit DJ Westbam zu erleben war.
 

Herzlichen Glückwunsch zum Herbert-von-Karajan-Preis! Welche Bedeutung hat der Preis für Sie?

Erstmal habe ich mich wahnsinnig gefreut. Ich weiß aber auch, dass ich großes Glück hatte, wobei ich mich auf dieses Glück schon auch ein wenig vorbereitet habe (lacht). Es klingt vielleicht komisch, weil ich noch relativ jung bin, aber es ist eine Würdigung dessen, was ich bisher getan habe, als Komponist und als Dirigent. Es freut mich natürlich, dass das Anerkennung findet und es ist eine Art Signalwirkung nach außen und für mich die Botschaft weiterzumachen. Ich sitze gerade allein in der Steiermark umgeben von Kühen und Bergen und gehe meiner Leidenschaft nach. Da fühlt man sich dann und wann von allem abgeschnitten. Diese Abgeschiedenheit brauche ich, um kreativ sein zu können. Doch letztendlich ist Kunst eine Form von Kommunikation, die Überbrückung von Einsamkeit, das Berühren von Menschen. So ein Preis ist für mich ein bisschen diese Bestätigung, dass meine Kunst genau das erreichen kann. So etwas freut einen natürlich, vor allem bei einem solchen Preis, der eine längere Geschichte und große Strahlkraft hat.

Welche Rolle spielen Preise, Auszeichnungen und Stipendien im Allgemeinen für Dirigent*innen- und Komponist*innen-Karrieren? Muss man sich für Preise und sogenannte Calls bewerben?

Für den Karajan-Preis kann man sich nicht bewerben, man wird ausgesucht. Ich mache mir eigentlich wenig Gedanken über meine Außenwirkung. Ich denke das kann man nicht wirklich planen, man kann nur unermüdlich seinen eigenen Weg gehen. Auf der anderen Seite muss man natürlich die Plattformen nutzen, die sich bieten. Ich hatte bisher tatsächlich großes Glück, weil mich meist andere Menschen dazu bewegt haben, mich hier oder da zu bewerben. Auch bei den Kompositionen hat mich meist jemand angeschrieben oder ermuntert, das eine oder andere Stück einzureichen. Das ist aber sicherlich kein Vorbild, ich war da vielleicht auch zu oft mit dem Kopf in den Wolken, weil es mich nicht besonders interessiert hat. Ich kann nur dazu ermutigen, diese Plattformen zu nutzen, auf die Menschen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dennoch finde ich es sehr wichtig, dabei den eigenen Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Denn sowohl bei Niederlagen als auch bei Erfolgen besteht die Gefahr, dass man die Freude an der Sache an sich verliert oder Dinge aus falscher Motivation macht und nicht mehr ganz ehrlich bei sich ist.

Warum beides, Komponist und Dirigent? Wie kam es dazu?

Für mich geht das eine ohne das andere nicht. Ich brauche die Abgeschiedenheit, um zu komponieren und kreativ zu sein, um wiederum später die Musik mit anderen Menschen teilen zu können. Ein Jetset-Leben von einem Konzert zum nächsten wäre nichts für mich. Ich merke schon oft, dass ich bei Dirigierangeboten nein sagen muss, obwohl ich sie in Prinzip gerne machen würde – ich bin aber eben auch Komponist und kann nicht viele Projekte annehmen, das ist einfach so. Man muss sich die Zeit gut einteilen und genau wissen, was man braucht, um künstlerisch produktiv sein zu können. Wenn man nur nach den kurzfristigen Angeboten oder nach den Honoraren entscheidet, kommt man wahrscheinlich auch irgendwo hin, aber ich würde ziemlich schnell kaputt gehen, weil ich dann keine Zeit mehr zum Komponieren hätte. Das hat sich jedoch erst im Laufe des Studiums herauskristallisiert: Ich begann am Mozarteum mit Komposition und im zweiten Jahr kam Dirigieren hinzu. Zum einen gefällt es mir, mich in den Kompositionen anderer zu verlieren, die Partitur zu durchdringen und mich ganz ihrem Willen und ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten unterzuordnen. Zum anderen habe ich das große Bedürfnis, mir eigene künstlerische Gesetze auszudenken und mich ganz dem eigenen Klang im Kopf hinzugeben. Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge, die sich aber ergänzen, sodass die eine Tätigkeit die andere informiert.

Gibt es musikalische Schwerpunkte für Sie?

Ich habe eine große Bandbreite an Repertoire, was sich vor allem in meinen bisherigen vielfältigen Tätigkeiten und Erfahrungen begründet: Vom Singen als Knabe gregorianischer Choräle über das Cembalospielen während meiner Zeit mit Reinhard Goebel, das Korrepetieren von Opern am Klavier von der „Zauberflöte“ über „Bohème“ bis „Frau ohne Schatten“, das traditionell romantische Orchesterrepertoire, das ich bei den Berliner Philharmonikern kennenlerne, bis hin zu den zeitgenössischen Werken, die ich selber schreibe oder denen ich beim Ensemble intercontemporain in Paris begegne. Dennoch gibt es in all diesen Tätigkeiten und in dieser großen Bandbreite einen roten Faden: Die unbändig große Faszination am Klang und das Erfahren musikalischer Welten, die mich sowohl intellektuell als auch emotional tief berühren. So beginne ich beispielsweise mein Porträtkonzert in der Berliner Philharmonie mit einem Stück von Giovanni Gabrielis „Sacrae Symphoniae“, ein wunderbares Werk für mehrchörige Instrumentalgruppen, wo ich selber Basso Continuo spiele. Danach kommt eine eigene zeitgenössische Komposition, „paths in the sky“ für fünf Orchestergruppen, die von den verschiedenen Balkonen im Saal langsam durchs Publikum auf die Bühne spielend schreiten. Es folgt das eher romantisch klingende Violinkonzert von A. Berg, das auf einer Zwölftonreihe basiert. Und im zweiten Teil gibt es dann die siebte Sinfonie von L. v. Beethoven. Es ist scheinbar alles dabei und dennoch ergibt es für mich einen Sinn und eine große Kohärenz mit inneren Verwandtschaftsbezügen.

Im Brucknerhaus wurde unlängst ein Streichquartett von Ihnen uraufgeführt. Was bedeutet Musik für Sie? Welche Musik wollen Sie schreiben und vermitteln?

Für mich bedeutet Musik ein Zugang zur Realität. Musik ist für mich tief emotional, was auch mit Kindheitserinnerungen zu tun hat. Es waren prägende Erfahrungen, die das Gefühl erzeugten, in eine andere Welt einzutauchen. Zum Beispiel als ich zum ersten Mal im Regensburger Dom war mit seinen acht Sekunden Nachhall. Es erklang eine Motette von G. Palestrina – ich war in einer anderen Welt, überwältigt. Und gleichzeitig half mir diese andere Welt, eine Brücke in die Realität zu schlagen. Denn als Kind litt ich an einer genetischen Hörschwäche, bei der sich das Gehör erst während der Kindheit ausgebildet hat. Ich habe erst relativ spät zum Sprechen begonnen, weil ich tiefe Frequenzen überdurchschnittlich und hohe Frequenzen sehr schlecht wahrgenommen habe. Heute hat sich das vollkommen normalisiert, aber während meiner Kindheit war die Musik oft das einzig brauchbare Kommunikationsmittel für mich. Ich konnte mich zuweilen als Kind durch meine Musik besser verständlich machen als durch mein unartikuliertes Sprechen. Vielleicht kommt hiervon auch meine Liebe zu Palestrinas Musik, weil man in dieser Polyphonie kein einziges Wort versteht (lacht). Heute versuche ich, in meinen Kompositionen eine Art Erfahrung zu vermitteln. Die Zuhörer*innen sollen im Hier und Jetzt sein. Denn das ist es, was Musik im Kern ausmacht: Sie findet nur in der Zeit statt. Also in dem Moment, in dem Musik erklingt, muss die Zeit existieren. Damit gibt es eine Verbindung zum Hier und Jetzt. Paradoxerweise löst sich die Zeit in dem Moment, in dem man Musik wirklich wahrnimmt. Wir Musiker*innen kennen wohl alle das Gefühl, wenn Stunden am Instrument vergehen oder wir in einem fesselnden Konzert sind und man kaum merkt, wie die Zeit vergangen ist. Das sind für mich die schönsten Momente. Meine Kompositionen rekurrieren ganz oft auf dieser Zeiterfahrung, indem sie versuchen, genau diesen sich selbst verlierenden Zeitfluss wahrnehmbar zu machen.

Um in der Musik und allgemein in der Kunst erfolgreich zu sein – im Sinne einer Berufstätigkeit, von der man leben kann – ist in der Regel viel Einsatz und Zeitaufwand nötig. Waren Sie immer schon ehrgeizig? Und wieviel Zeit verbringen sie mit der Musik?

Es gab zwei Phasen: Als Jugendlicher war ich sehr ehrgeizig, einfach nur weil ich die von mir erforderten Leistungen erbringen wollte und konnte. Erst mit dem Studium habe ich viele Dinge der Norm hinterfragt und überlegt, was mich wirklich interessiert und mich gefragt, wieso ich überhaupt so ehrgeizig bin. Ich bin keinem strengen Plan gefolgt, habe viele Dinge ausprobiert und versucht, meiner Leidenschaft zu folgen. Sobald man das eine Ding für sich gefunden hat, folgt die Leidenschaft und die gewisse Zielorientiertheit, die in ihr liegt, ganz von selbst. Allerdings ist sie nicht mehr extrinsisch, sondern intrinsisch motiviert. Im Optimalfall erwacht an der Uni genau dieser kritische Geist. Als Kind oder Jugendlicher ist es normal, keine wirklich eigenen Ideen zu haben. Man imitiert eher und das ist auch gut so. Doch später sollte man durchaus einmal das Gegenteil von dem machen, was die Uni von einem erwartet. Bitte nicht falsch verstehen, ich rufe nicht zur Rebellion der Studierenden auf (lacht). Man möchte alles richtig machen und der Lehrplan ist der Grund, warum ich heute Partituren lesen und Klavier spielen kann, sehr gute Fähigkeiten im Tonsatz habe und über musikhistorisches sowie musiktheoretisches Wissen verfüge. Es gehören tatsächlich wahnsinnig viele Fertigkeiten und Skills dazu, um Musiker zu sein, und das will ich nicht kleinreden, aber letztendlich waren die entscheidenden Momente jene, als ich durch die Stadt gegangen bin und beispielsweise die unendlichen Formen der Wolken oder irgendwelche historischen verzierten Türeingänge oder Dachgiebel bestaunt habe und eine Verbindung zu dieser oder jener Musik feststellen konnte, die mir die eigene persönliche Faszination für eine bestimmte Sache erklärte.

Also auch fremde Eindrücke zulassen?

Ja, unbedingt! Der Lieblingsspruch eines Reisenden besagt ja, dass man in der Fremde eigentlich sich selbst bereist. Erst wenn man aus der eigenen Welt in eine andere Welt tritt, merkt man, wie gefangen man in der eigenen Wahrnehmung ist. In einer Welt, in der alles blau ist, wird man selbst gar nicht wissen, was blau wirklich ist. Erst wenn man eine grüne Welt gesehen hat, weiß man, was blau ist. Ein Österreicher, der noch nie in einem anderen Land war und noch nie von einem anderen Land gehört hat, wird nicht wissen, wie österreichisch er selbst ist. Das muss per se nichts Schlechtes sein. Vielleicht gibt es ja Dinge, die total toll am Österreichischen sind, vielleicht gibt es aber Dinge, die nicht so toll sind. Klarheit über die eigene Identität als Musiker*in zu haben, ist für mich essenziell, um irgendeinen sinnvollen Fortschritt und Werdegang zu beschreiten.

Wie dürfen wir uns Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Es gibt zwei Modi: Konzerte dirigieren und komponieren. Wenn ich komponiere, habe ich einen sehr strengen Tagesablauf. Es geht um die Frage, welche Rahmenbedingungen muss ich für mich schaffen, damit ich optimal Kunst machen kann und für mich bedeutet das zum einen Abgeschiedenheit und zum anderen eine ganz klare Struktur. Ich stehe früh auf, gehe nach draußen. Dann folgt die Kompositionsarbeit. Ich esse zu einer bestimmten Zeit, bin dann wieder draußen in den Bergen und nach dem Abendessen folgt meine zweite Arbeitsschicht. Das ist sehr klar strukturiert. Wenn ich dirigiere, ist es viel chaotischer, da kommen viele äußere Einflüsse hinzu. Aber Disziplin ist wahnsinnig wichtig für mich.

War Ihr Weg für Sie von Beginn an klar und war er so gradlinig wie es nun scheint? Oder gibt es durchaus auch Hürden, die man nehmen muss?

Die Bewerbungsablehnungen und Misserfolge stehen natürlich in keiner Bio und doch treffen sie alle. Ich hatte wohl genauso viel Erfolg wie Misserfolg. Den Übertritt ins Gymnasium habe ich nur knapp geschafft. Ich sollte auf die Hauptschule geschickt werden. Später habe ich dann doch noch ein 1er-Abitur hingelegt und wollte eigentlich Medizin studieren. Ich besuchte einen Vorbereitungsstudiengang für Medizin in den USA. Brach diesen Wunsch ab, weil ich das Leben in den USA bedrückend fand. Ich bin zurück nach Europa. Mein künstlerischer Werdegang war also keinesfalls von Anfang an klar. Bedürfnisse und Möglichkeiten ändern sich mit der Zeit. Es gibt ein schönes Sprichwort: „Man muss vom Weg abkommen, um nicht auf der Strecke zu bleiben.“ Insofern bin ich im Nachhinein doch glücklich über die Misserfolge und Umwege. Zudem gibt es natürlich auch für Musiker*innen einige Hürden, die zu nehmen sind: Der Beginn des Studiums mit der Aufnahme an einer guten Universität ist wahrscheinlich die erste größere Hürde. Wichtig sind Lehrende und Bezugspersonen im Studium. Man braucht zunächst die Gabe sich einlassen zu können. Die nächste Hürde kommt, indem man später eigene Ideen entwickeln muss, um sich von den vielen talentierten Kommiliton*innen abgrenzen zu können oder seine Peergroup zu finden. Auch da hatte ich großes Glück mit meinen Lehrern, die mich in die Eigenständigkeit begleitet haben. Dann folgen die Hürden außerhalb der Uni. Deshalb ist es wichtig, sich auch so früh wie möglich außerhalb der Universität umzusehen, den Blick nach draußen zu richten. Es gibt mittlerweile viele großartige Konzertformate, viele tolle Künstler*innen. Auch Erasmus ist ein großartiges Programm, Reisen, das Sammeln kultureller Erfahrungen. Spätestens ab dann werden der Weg und die Hürden für jeden individuell. Obwohl ich bis kurz vor dem Ende meines sieben-jährigen Musikstudiums nicht wusste, was die nächste Hürde sein würde, hat es sich doch noch gefügt. Und wenn es sich noch nicht fügt, kann ich immer eine ausgedehnte Reise nach Indien empfehlen. Das brachte mich jedenfalls irgendwie weiter, obwohl ich bis heute nicht genau sagen kann, warum.

Was war besonders wichtig im Studium und wo hätte es ein wenig mehr sein dürfen?

Die Universität hat einen bestimmten Rahmen, eine bestimmte Struktur, die klar ist. Ich habe dadurch viel gelernt und mir Wissen angeeignet. Auch von Lehrenden und in Situationen, die mir nicht lagen. Aber man kann nicht sagen, dass man erfolgreich ist, weil man dieses und jenes gelernt hat. Wieder ist es der Blick über den Tellerrand, nach außen. Informationen über die Berufspraxis sind essenziell. Beispielsweise das Wissen darüber, wie es in einem Konzerthaus abläuft. Oder wie eine Programmzusammenstellung bei einem Veranstalter zustande kommt, wie Konzerte kuratiert werden, was dramaturgisch gut passt, wer die Menschen hinter den Kulissen sind. Netzwerke sind nicht unwesentlich. Man muss auch auf Menschen zugehen können. Ich habe vor Jahren Matthias Pintscher auf Facebook eine Nachricht geschrieben, weil ich wahnsinnig gerne eine Probe mit ihm hören wollte. Er hat mir geantwortet und mich zur Probe eingeladen. Ich konnte es kaum glauben. Es interessierte mich, wie das Ensemble intercontemporain, eines der besten Ensembles für zeitgenössische Musik, arbeitet. Das kann eine Universität nicht bieten, aber die Technik macht heute vieles unkompliziert möglich. Man muss es nur tun, die Chance ergreifen und interessiert sein.

Wohin wird die berufliche Reise gehen? Was sind Ihre nächsten Stationen?

Das ist schwer zu sagen, weil sich viele Dinge nicht planen lassen und keiner sagen kann, wo ich in fünf Jahren sein werde. Bei mir ergab sich immer das eine aus dem anderen, sei es durch radikale Neuanfänge oder gleitende Übergänge. Im Grunde genommen weiß man es einfach, was der nächste Schritt ist. Und wenn man viele Schritte hintereinander geht, dann steht man irgendwann doch ganz unerwartet und unvermittelt am Gipfel vom Kilimandscharo. Ich weiß heute nur, dass ich nächste Woche mit der Staatskapelle Dresden beim Schostakowitsch Festival sein werde und dann im Sommer den Großteil mit Komponieren in meinem steirischen Bergdorf verbringen werde. Dort schreibe ich für die nächste Saison ein Stück für die Berliner Philharmonie, ein Stück für das Gewandhaus in Leipzig, ein Stück für den Wiener Musikverein sowie eines für das Divertimento Ensemble in Mailand. Dann bin ich auch noch ein Jahr bei den Berliner Philharmonikern. Darüber hinaus dirigiere ich nächste Saison auch eigene Konzerte mit der Karajan-Akademie, mit der Sinfonietta des Gewandhausorchesters, mit dem Wiener Concert-Verein oder der Prager Philharmonie und viele weitere schöne Projekte. Doch in erster Linie versuche ich, nicht zu sehr an die nächsten Stationen, als vielmehr an das Hier und Jetzt zu denken. Zum Glück habe ich ein tolles Management, das sich darum kümmert und jetzt schon beispielsweise die Termine für 2025 organisiert. Ich würde verrückt werden, wenn ich ständig an alle nächsten Stationen denken müsste. Für mich heißt es also jetzt, auch Vertrauen in andere zu setzen, die einem ein wenig Last abnehmen können.

Gibt es noch etwas, das Sie jungen Studierenden mitgeben können?

Wie gesagt, seid kritisch, bewahrt die Begeisterung, die Leidenschaft und versucht offen zu sein, für die „Wundertüte des Lebens“. Das eine Erfolgsrezept gibt es nicht. Seid viel in der Natur.

www.oscarjockel.com (Öffnet in neuem Tab)