Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen

Welch‘ eine schöne Geschichte: 1869 macht sich der österreichische Kaiser Franz Josef auf die Reise nach Japan. An Bord ein Bösendorferflügel als Geschenk für den japanischen Kaiser Meiji. Der Legende nach durfte ein Marineoffizier dem Tenno auf diesem Instrument vorspielen – ein musikalisches Ersterlebnis, das die Freundschaft zwischen den Ländern festigte.
Bereits 1867 gelingt Bösendorfer bei der Weltausstellung in Paris mit einem Flügel ein Erfolg, der dem Unternehmen zum Weltruf verhilft: Kaiserin Elisabeth, selbst Besitzerin eines eigens für sie entworfenen Flügels, schenkt Kaiserin Eugenie einen von Theophil Hansen designten Flügel. Nur elf Jahre später wird dieses Instrument wird bei Sotheby’s für den sagenhaften Preis von DM 400.000 versteigert. Bösendorfer durchlebt fortan eine bewegte Geschichte, bis 1973 das 30.000. Instrument, verabschiedet durch den damaligen Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, die Manufaktur verlässt. Dieses Instrument, ein Konzertflügel Imperial, tritt seine Reise nach Japan an, drei Jahre nach der ersten Weltausstellung in Osaka 1970.
Weitere 52 Jahre später steht ein Flügel im österreichischen Pavillon auf der EXPO 2025: ein Bösendorferflügel mit Enspire-Technik von Yamaha. 2008 hat der japanische Konzern die traditionsreiche Klaviermanufaktur übernommen, das Unternehmen aber wird als eigenständige, österreichische GmbH weitergeführt. Die Enspire-Technik gilt als herausragendes, qualitativ hochwertiges Recording-Tool. Ein solcher Bösendorferflügel mit Enspire-Technik steht im Kontext der EXPO aktuell in der Universität Mozarteum Salzburg und wird von Studierenden und Lehrenden erprobt. Schon 2019 fand der Klavierwettbewerb „Juries in Competition“ mit einem Bösendorfer plus CEUS-System in der Universität Mozarteum Salzburg große Beachtung. Die Enspire-Technik stellt technisch die nächste Generation dar und leistet eine erstaunlich präzise Wiedergabe des Eingespielten, idealerweise in Echtzeit weltweit. Es könnte also eine Pianistin in Salzburg spielen und gleichzeitig erklingt der Zwillingsflügel im österreichischen Pavillon in Osaka. Hier verbindet sich traditionelle Handwerkskunst mit HighTech und es begegnen sich gegenseitige Wertschätzung zweier Länder in Historie und Gegenwart, in Kunst und Kultur.
Kleine Geschichten und Begebenheiten, die sich zu einer langen schillernden Erzählung verbinden, eine Erzählung, die heuer in Osaka eine Fortsetzung erfahren mag. Denn die EXPO bietet weit mehr als nur eine Ausstellung neuester Technologien. Sie bedeutet eine Einladung, den Leitgedanken „Designing Future Society for Our Lives“ zu hinterfragen und in Beziehung zu setzen zum eigenen Wirken am Standort Salzburg und weltweit. Das besondere Motto des Österreich-Auftritts „Composing the Future“ bietet darüber hinaus für die Universität Mozarteum die Möglichkeit, künstlerisch herausragende Akzente zu setzen: bei der musikalischen Ausgestaltung des österreichischen Pavillons, mit drei musikalischen Highlights live in Osaka auf dem EXPO-Gelände, in Matsumoto und Nagoya, mit Einspielungen auf dem Bösendorfer-Enspire-Flügel im ersten Raum des Pavillons. Zwölf interuniversitäre Studierenden-Tandems werden forscherische Reiseprojekte auf der EXPO in Osaka verwirklichen können und die Salzburger Hochschulkonferenz wird sich mit Kolleg:innen aus japanischen Universitäten treffen und darüber austauschen, wie Hochschulen den Leitgedanken der EXPO reflektieren und in ihre Entwicklungskonzepte integrieren. EXPO bedeutet eine Einladung des Gastgeberlandes, sich auf die transformative Kraft einer Reise einzulassen. Über 150 Länder der Welt zeigen ihre Antwort auf „Designing Future Society for Our Lives“. Die Salzburger Hochschulen tun eine Reise und werden erzählen können.
(Ersterschienen in den Uni-Nachrichten / Salzburger Nachrichten am 15. März 2025)