Keine Festung Österreich – für eine offene Universitätslandschaft

10.01.2025
News
Illustration einer Trompete

Die Universität Mozarteum Salzburg bekennt sich ausdrücklich zu den Zielen des Universitätsgesetzes:

Die Universitäten sind berufen, der wissenschaftlichen Forschung und Lehre, der Entwicklung und der Erschließung der Künste sowie der Lehre der Kunst zu dienen und hiedurch auch verantwortlich zur Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt beizutragen. Universitäten sind Bildungseinrichtungen des öffentlichen Rechts, die in Forschung und in forschungsgeleiteter akademischer Lehre auf die Hervorbringung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie auf die Erschließung neuer Zugänge zu den Künsten ausgerichtet sind. Im gemeinsamen Wirken von Lehrenden und Studierenden wird in einer aufgeklärten Wissensgesellschaft das Streben nach Bildung und Autonomie des Individuums durch Wissenschaft vollzogen….

Eine Rhetorik des Hasses, der Aus- oder Eingrenzung mit Begriffen wie Festung, Wahnsinn oder Zwang steht in gefährlichem Widerspruch zu demokratischem Diskurs und der gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und muss als völlig unangemessen zurückgewiesen werden. Die Behauptung, an österreichischen Universitäten herrsche ein „repressives Klima“, kann als zugespitzte Polemik, die einer Überprüfung nicht standhält, entlarvt werden.

Für die Bereiche Bildung und Kultur sind aus unserer Sicht als Kunstuniversität folgende Vorhaben der FPÖ in hohem Maße problematisch und kritisch zu hinterfragen:

Unter der Überschrift „Recht auf leistungsorientierte Bildung“ steht die Forderung „Wissen statt Kompetenz“. Dies lässt völlig außer Acht, dass Wissen sich ständig erneuert. Insbesondere im Bildungssektor ist es unerlässlich, den Umgang mit Wissen (vom Erkennen, Erwerb/Recherche über Kommunikation bis hin zu kritischer Reflexion, Bewertung und Weiterentwicklung) in den Fokus zu stellen und eben dies verlangt nach Kompetenz.

„Nein zur Akademisierung aller Lebensbereiche.“ Diese Vereinfachung lässt wesentliche Aspekte völlig außer Acht: Die Dynamik der gesellschaftlichen, technologischer und wirtschaftlichen Entwicklung verlangt eine hohe lebenslange Lernbereitschaft, die Reflexions- und Urteilsvermögen, forscherische Kompetenzen, Selbstständigkeit, Internationalisierung und Führungsqualitäten umfasst - typische Aspekte von akademischer Bildung. In fast allen Lebensbereichen wird zunehmend akademische Kompetenz notwendig, wenn wir den komplexen Herausforderungen ökonomischer und ökologischer Entwicklung gewachsen sein wollen.

„Meldestellen gegen politisierende Lehrer“: Diese Forderung tangiert gleich mehrere entscheidende Faktoren: 1) Demokratie benötigt politische Bildung. Diese muss entsprechend in den Bildungseinrichtungen gewährleistet werden. 2) Die Einrichtung solcher Meldestellen könnten genau das befördern, was sie vermeintlich verhindern sollen: eine radikale Ideologisierung bis hin zum Denunziantentum entlang politischer Vorgaben.

Geschlechterdiskurs: Eine Reduktion des Geschlechterdiskurses auf biologische Merkmale kann nur als diskriminierend bezeichnet werden und muss strikt abgelehnt werden. (Das Bundeskanzleramt hat hierzu bereits 2017 den Bericht der Bioethikkommission veröffentlicht.)

Kultur soll weitergegeben und kulturelles Erbe geschützt werden, insbesondere Landes- und Volkskultur. Diese Formulierungen suggerieren, Kultur sei ein in sich abgeschossenes Ganzes, was aber mitnichten der Fall ist. Man denke nur an die unzähligen Reisen der Familie Mozart und die vielfältigen Einflüsse, die die sogenannte erste Wiener Klassik geprägt haben. Kulturen sind wie Gesellschaften permanent im Wandel, oft auch grenzüberschreitend (Stichwort Südtirol). Eine bedeutende Rolle in den Kulturen spiele Sitten und Gebräuche, die einer permanenten Änderung unterliegen  Sitten werden zu Unsitten, entsprechend ändern sich auch Gesetze und damit die Kulturen. Man denke nur an den Begriff Fräulein für die unverheiratete Frau oder die noch Ende des 20. Jahrhunderts übliche körperliche Züchtigung an Schulen.

Dies sind nur einige ausgewählte Beispiele, die aufzeigen, wie fundamental die Forderungen an den Grundfwerten des Universitätsgesetzes rütteln. Festung wird schnell zum Gefängnis, Freiheit zu willkürlicher Ermächtigung. 

Die Universität Mozarteum Salzburg engagiert sich für eine kreative, vielfältige, internationale, kompetitive und faire Bildungslandschaft Österreich, die durch Forschung, Entwicklung und Erschließung der Künste, Vermittlungskompetenzen und Innovationspotential zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft Entscheidendes beiträgt.

Rektorat der Universität Mozarteum Salzburg