Award of Excellence für Anna Barbara Kastelewicz
Anna Barbara Kastelewicz, Absolventin am Department Musikwissenschaft der Universität Mozarteum, wurde kürzlich mit dem Award of Excellence für ihre Dissertation zum Thema „Musik, Kultura und kulturelle Betätigung in den Speziallagern der sowjetischen Besatzungsmacht 1945 - 1950 in der SBZ bzw. DDR“ ausgezeichnet. Wir gratulieren herzlich!
Anna Barbara Kastelewicz, BMus PhD
Dipl. Orchestermusikerin
Dipl. Instrumentalpädagogin
Mit dem „Award of Excellence“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung werden seit 2008 jährlich die besten Dissertationen an Universitäten ausgezeichnet. 2023 hat Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, den mit je 3.000 Euro dotierten Preis an 39 Doktorand*innen von 21 Universitäten in Österreich überreicht.
Anna Barbara Kastelewicz beschäftigt sich in ihrer Dissertation (betreut von Wolfgang Gratzer und dem Historiker Alexander von Plato) mit Musik in den Straflagern der DDR: Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges 1945 errichtete die sowjetische Besatzungsmacht in Deutschland auf dem Gebiet ihrer Besatzungszone (SBZ), der späteren DDR, zehn Gefangenenlager, die sie unter der Bezeichnung „Speziallager" führte. Die Haftbedingungen waren unmenschlich, etwa 30% der Gefangenen starben an Hunger und Folgekrankheiten. Von den Häftlingen am schlimmsten empfunden wurde das Hauptziel der Lager, „die totale Isolation" der Häftlinge und das Verbot jeglicher, insbesondere geistiger Betätigung. Über die Existenz der Lager war kaum etwas bekannt, in der DDR waren sie ein Tabu-Thema. Nach der Offenlegung eines Teils der Akten des sowjetischen Geheimdienstes NKWD in der Zeit nach der „Wende" 1989/1990 begann eine wissenschaftliche Erforschung des Systems dieser Lager, ihrer Ziele und Grundlagen. Zum Thema Musik und kulturelle Aktivitäten in den Speziallagern - ein Erfahrungsbereich, der den Lebensalltag der Gefangenen dieser Lager entscheidend prägte - gab es zum Zeitpunkt des Forschungsbeginns dieser Arbeit keinerlei Untersuchungen. Diese Lücke wird mit dieser Arbeit im Rahmen des auffindbaren Materials aus einschlägigen Archiven in Deutschland und in Moskau sowie aus im Privatbesitz befindlichen Berichten, Noten und weiteren Dokumenten, die durch eigene Zeitzeugeninterviews ergänzt wurden, geschlossen, damit wird erstmals einen Gesamtüberblick über alle zehn sowjetischen Speziallager zur Thematik „Musik, Kultura und kulturelle Betätigung" mit detaillierter Untersuchung der lagerübergreifenden sowie der lager-spezifischen Phänomene bei gleichzeitiger Einordnung in den jeweiligen historischen Kontext gegeben.
Die Violinistin Anna Barbara Kastelewicz studierte an der Universität Mozarteum das wissenschaftliche PhD-Studium mit dem Dissertationsfach „Musikwissenschaft“ und wurde von Wolfgang Gratzer betreut. Sie arbeitet als Solistin, Kammermusikerin und Konzertmeisterin. Mit ihren Engagements ist sie auf der Barockvioline und der Modernen Violine sowohl in Europa als auch in Asien und Südamerika präsent. Ihr Repertoire reicht von Renaissance bis Moderne, einschließlich Musical und Jazz. Sie spielt Rundfunk-, Fernseh- und Tonträger-Aufnahmen ein. Darüber hinaus gründetet sie zwei Projektorchester und leitete von 2007 bis 2013 das „Musikfestival Lüneburger Heide“. Als Lehrbeauftragte ist sie an Hochschulen für Musik tätig und widmet sich intensiv der Musikwissenschaft mit der Edition und der Interpretation zeitgenössischer Komponisten.