Chorarbeit auf Höchstniveau: Musikalische Städtepartnerschaft Salzburg-Dresden

15.05.2023
News
Sea Symphony - Dom zu Salzburg | © Michael Klimt

Das Wochenende um den 1. Mai war geprägt von einem außergewöhnlichen musikalischen Brückenschlag zwischen Salzburg und Dresden: A cappella-Gesang und Chorsinfonik, „Nacht“ und „Meer“, Wort und Ton verbanden sich zu einem vielschichtig schillernden Klangspektrum. Der Universitätschor Dresden und die Chöre der Universität Mozarteum gestalteten zwei berührende und erhebende Konzerterlebnisse in Salzburger Kirchen. Ein Rück- und Ausblick.

Nachtkonzert zur „Nacht“

Dabei war die Kost alles andere als einfach. Mit seinem Programm „Die Nacht ist kommen“ absolvierte der Universitätschor Dresden am 29. April in der Salzburger Kollegienkirche ein fulminantes Nachtkonzert mit vokalen Raritäten rund um das titelgebende Thema Nacht. Die Übersicht, Ausdruckskraft und stimmtechnische Souveränität der knapp 80 Studierenden der Technischen (!) Universität Dresden zog das Publikum - darunter auch die Dresdner Rektorin Roswitha Böhm -  in einen atemberaubenden Sog der Klänge. Chorleiterin Christiane Büttig führte ihr Ensemble mit sicherer Hand durch die Klippen – sei es in mehrchörigen Werken von Lorenzo Donati, in den musikalischen Meditationen eines Arvo Pärt, in den „unerhörten“ Shakespeare-Vertonungen Jaakko Mäntyjärvis oder der Sphärenmusik eines Ériks Esenvalds. Die Leichtigkeit, ja Mühelosigkeit, mit der das Ensemble all diese Schwierigkeiten meisterte - bis hin zu den selbst „gespielten“ Wassergläsern - zeugt von einer profunden, langjährigen, disziplinierten und hingebungsvollen Führung und Anleitung durch Chorleitung und Stimmbildung. Das Konzert führte eindrucksvoll vor Ohren, zu welchen Leistungen junge Menschen herangeführt werden können, wenn eine solide Chorarbeit institutionell geschätzt und strukturell resp. finanziell langfristig unterstützt wird.

Hauptwerk „Sea Symphony“

Das Nachtkonzert war aber eigentlich nur der Nebenschauplatz. Hauptstück und Hauptmotor der Chorbegegnung war ein chorsinfonisches Werk von selten zu hörendem Kaliber: die 1910 in Leeds uraufgeführte „Sea Symphony“ des britischen Komponisten Ralph Vaughan Williams (1872-1958). Ein Werk, das mit seltener Opulenz ganz tief in die pantheistische Naturverehrung eines Walt Whitman eintauchte und ozeanische Klangmassen entfesselte, die über die Köpfe von Besucher*innen, Musiker*innen und Sänger*innen nur so hinwegfluteten. Das von Musiker*innen der Dresdner Staatskapelle verstärkte Akademieorchester der Universität Mozarteum gab im Salzburger Dom die instrumentale Unterlage für den Gesang eines Großchores von 150 Sänger*innen ab, die ihre Stimmen, ihr Herz und ihr Können ganz in den Dienst dieser Salzburger Erstaufführung stellten. Vorangegangen waren diesem Domkonzert im Beisein von Rektorin Elisabeth Gutjahr und zahlreichen Professor*innen der Universität monatelange Vorbereitungen in beiden Städten sowie intensive, mehrstündige Schlussproben im Salzburger Schüttkasten in den – komplett verregneten - Tagen unmittelbar vor der Aufführung. In seiner ausführlichen Rezension sprach Gottfried Franz Kasparek auf dem Online-Medium DrehpunktKultur lobend von der „anfeuernden, kundigen und kapellmeisterlich souveränen Leitung von Jörn Andresen“. Die Chor- und Orchestermassen hätten das siebzigminütige Werk „glorios“ bewältigt, die beiden Solist*innen Donata Meyer-Kranixfeld und Sergej Korotenko „leuchtend und mit edlem Timbre“ reüssiert und das zahlreiche Publikum mit „großem Jubel im gut gefüllten Dom“ reagiert. 

Einen Mitschnitt des Konzerts gibt es HIER zu sehen.

 

Ausblick: Stapellauf in Dresden

Mit der singulären Aufführung der „Sea Symphony“ ist es aber nicht getan. Anfang Juli werden die Chöre und einige Instrumentalist*innen der Universität Mozarteum und natürlich auch die drei Solist*innen in die Elbestadt aufbrechen, um gemeinsam mit den Dresdnern das Werk auch dem dortigen Publikum zu Gehör zu bringen. Schauplatz dieser Wiederbegegnung wird dann die berühmte Kreuzkirche sein. Die mehr als 150 Sänger*innen werden von Musiker*innen der Dresdner Staatskapelle und Mitgliedern des Akademieorchesters der Universität Mozarteum begleitet. Die Gesamtleitung liegt bei Christiane Büttig.

Zur Veranstaltung in Dresden (Öffnet in neuem Tab)