Duo Tal & Groethuysen: Avec esprit

18.03.2023
News
Duo Tal & Groethuysen | © Gustav Eckart

Nach der gefeierten, mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichneten Aufnahme „1915“ legen Yaara Tal & Andreas Groethuysen mit „Avec esprit“ ein weiteres französisches Album vor. 

Avec esprit
von Duo Tal & Groethuysen

Mit Werken von Louis Theodore Gouvy, Theo Ysaye, Camille Saint-Saens & Marguerite Melan-Gueroult 

Erschienen am 17. März 2023 bei Sony Classical

Aus der frankophonen Welt des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts stammen die zweiklavierigen Klavierwerke, mit denen das vielfach preisgekrönte Duo Yaara Tal & Andreas Groethuysen einmal mehr sein Gespür für unbedingt hörenswerte Raritäten unterstreicht. Denn für dieses Programm hat das Duo vor allem von ziemlich unbekannten Komponisten Stücke ausgewählt, die zwischen 1874 und 1910 entstanden sind. Dazu gehört z.B. eine Sonate von Louis Théodore Gouvy genauso wie ein Variationswerk von Théophile Ysaÿe, dem Bruder des legendären Geigers und Komponisten Eugène Ysaÿe. Und auf die populären Beethoven-Variationen von Camille Saint-Saëns folgt gar eine Weltersteinspielung. Es ist das effektvolle Charakterstück „Tourbillon“, das die Pianistin und Komponisten Marguerite Mélan-Gouéroult eben jenem Saint-Saëns gewidmet hat.

Die musikalische Tour de France beginnt mit einer dreisätzigen, auch von der Leichtigkeit Mendelssohns beeinflussten Sonate sowie den „Variationen über Lilli Buléro“, die Louis Théodore Gouvy (1819-1898) in den Jahren 1876 und 1877 komponiert hat. Gouvy war zu Lebzeiten ein vielbeachteter Komponist, der in Paris mit Berlioz, Lalo, und Saint-Saëns sowie in Deutschland mit Bruch und Brahms verkehrte.

In den 1910 entstandenen Variationen op. 10 von Théophile Ysaÿe hört man die klangsinnlichen Einflüsse, die wohl César Franck und Claude Debussy auf den Komponisten ausgeübt haben. Die Gegenüberstellung der Variationszyklen von Gouvy und Ysaÿe stellt dabei die unterschiedlichen ästhetischen Haltungen beider Komponisten unmittelbar unter Beweis. Ist Gouvys Werk im Verhältnis zu seiner Sonate durch und durch klassizistisch, scheint schon das Thema von Ysaÿes Variationszyklus in eine neue Zeit aufzubrechen.

Mit den „Beethoven-Variationen“ von Camille Saint-Saëns folgt sodann nicht nur ein Klassiker des Duo-Repertoires. Mit diesem Werk, das auf einem Thema aus Beethovens Klaviersonate Es-Dur op. 31 Nr. 3 basiert, untermauert Saint-Saëns einmal mehr seine Bewunderung für den großen deutschen Komponistenkollegen.

Eine Hommage an Saint-Saëns ist dagegen das weltersteingespielte, auch mit seinen lautmalerischen Passagen äußerst attraktive wie anspruchsvolle Stück „Tourbillon“ (Wirbelwind, Gestöber, Strudel), das Marguerite Mélan-Guéroult im Jahr 1896 komponiert hat.