Der traditionsreiche Klangkörper hat an der Universität Mozarteum zwei Aufgaben: Zum einen arbeiten Studierende im Masterstudium Blasorchesterleitung sowie in Teilen auch die Teilnehmer*innen am berufsbegleitenden Lehrgang Blasorchesterleitung mit dem Orchester. Zum anderen möchte Andreas Martin Hofmeir der großartigen Originalliteratur, die es für sinfonisches Blasorchester durchaus gibt, am Haus eine Bühne geben. „Für die Bläser*innen ist das schon nochmal eine größere Herausforderung als manches Werk im klassischen Sinfonieorchester. Und sich einmal in einem Klarinettentutti einfügen zu müssen, ist eine Erfahrung, von der man nur profitieren kann“, wie Hofmeir erläutert. Darüber hinaus möchte Andreas M. Hofmeir mit der Musik Stellung beziehen. Meistens teile er Lustiges mit, denn das Publikum höre dann erfahrungsgemäß besser zu. Das aktuelle Konzertthema lässt dies allerdings nicht zu. „Das Konzert soll die Augen öffnen, gegen welche Übergriffe sich die jüngste Generation nicht zu wehren imstande ist: Missbrauch, Gewalt, aber auch Missachtung. Besonders in der Frage, wie die Welt in ihrer Zukunft noch auszusehen vermag. Dieses Konzert gibt dem eine Stimme, eine Stimme ohne Worte. Und appelliert damit weniger an den Verstand als an das Gefühl“, betont Hofmeir.
Im Auftaktkonzert trifft Musik voll kindlicher Lebenslust auf die vertonte Erinnerung eines Komponisten, der als Kind zum Missbrauchsopfer wurde. Nach der Pause eine sinfonische Dichtung, die den Atem anhält mit der Uraufführung „Mundtot – Unaussprechliches für Sinfonisches Blasorchester“ von Jörg Duda und eine Motette, die versöhnt im Glauben an die kindliche Unschuld und Schöpferkraft. Ein Abend, der uns nachdenken lassen will, was wir unseren Kindern zumuten wollen.
Programm
Paul Hart: Cartoon
Mark Camphouse: Watchman tell us of the night
Percy Aldridge Grainger: Childrens March
Jörg Duda: „Mundtot“ Unaussprechliches für Sinfonisches Blasorchester (UA)
Morten Lauridsen (arr. Robert Reynolds): O Magnum Mysterium
Andreas Martin Hofmeir, einer der besten und vielseitigsten Instrumentalisten der Gegenwart, ist ein Grenzgänger zwischen den Genres: Der Tubist ist Professor an der Universität Mozarteum Salzburg, war Gründungsmitglied der bayerischen Kult-Band LaBrassBanda, ist als Dirigent verschiedener Blasorchester tätig und erhielt sowohl als Kabarettist als auch als Musiker zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Bayerischen Staatspreis für Musik 2020. Hofmeir studierte bei Dietrich Unkrodt, Michael Lind und Jens Björn-Larsen. 2005 gewann er als erster Tubist in der Geschichte des Wettbewerbs den Deutschen Musikwettbewerb, 2013 erhielt er, ebenso als erster Tubist, den ECHO Klassik als „Instrumentalist des Jahres“. Als Solist konzertierte er u.a. mit den Münchner- und den Bremer Philharmonikern, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Konzerthausorchester Berlin und der NDR Radiophilharmonie. Er ist weltweit als Dozent für Meisterkurse und Workshops gefragt. Als Dirigent arbeitete er unter anderem mit dem Jugendmusikcamp der Bläserjugend Baden-Württemberg, mit dem BASF-Auswahlorchester und der Audi Bläserphilharmonie. Seit Oktober 2022 ist er künstlerischer Leiter der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg.
Die Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg steht für Bläsermusik auf höchstem Niveau. Sie wurde 2002 mit der wesentlichen Zielsetzung gegründet, den Klangkörper durch die Aufführung von Originalkompositionen ebenso wie von speziellen bläsersymphonischen Instrumentationen gleichwertig neben klassischen Symphonieorchestern zu positionieren. Durch regelmäßige Konzerte und CD-Einspielungen und der von Hansjörg Angerer (Chefdirigent 2002–2022) geprägten Klangästhetik etablierte sich das Orchester über die Jahre als eines der international führenden Bläsersymphonieorchester. Am Haus bestreitet sie einmal jährlich ein großes Symphoniekonzert, steht als Residenzorchester für das Masterstudium Blasorchesterleitung und dessen Abschlusskonzert zur Verfügung und präsentiert sich jedes Sommersemester überdies in größeren Kammermusikformationen.
