Aus dem Archiv: Das Mozarteum 1914
"Festgestellt sei, dass die Schülerinnen des Konservatoriums in ihren Hauptpartien die als Gäste angeführten Berufs-Sänger in den Schatten stellten.“ Dies berichtete das Salzburger Volksblatt über die erste Figaro-Aufführung des Mozarteums, die im Juni 1918 unter der musikalischen Leitung von Bernhard Paumgartner im „Salzburger Stadttheater“ gezeigt wurde.
Aus dem Archiv: Geschichte der Universität Mozarteum
Vier Jahre zuvor hatte das K.K. Ministerium für Kulthus und Unterricht Folgendes geschrieben: „das Mozarteum steht heute, wo seine Übersiedlung in das neue Mozarthaus bevorsteht, zweifellos vor einer neuen Entwicklung. Eine Reihe von in der letzten Zeit getroffenen Maßnahmen (wie das Engagement eines eigenen Schulinspektors, die Berufung der Kammersängerin Pollini aus München als Lehrerin des Operngesanges, die Reorganisation des Lehrplanes u.a.m.) zeigen das ernstliche Streben, das Niveau der Anstalt möglichst zu heben...“
Nachzulesen sind diese Aussagen im Kunst-ARCHIV-Raum, wo die Geschichte der Universität Mozarteum anhand der aufbewahrten Dokumente und Bilder lebendig wird: Die Universität Mozarteum wurde 1841 von Salzburger Bürgern und dem Erzbischof 50 Jahre nach W.A. Mozarts Tod gegründet. In den Statuten ist festgehalten: „… zur Erhaltung der Musik eine Anstalt unter der kurzen Benennung „Mozarteum“ zu errichten, in welcher Zöglinge des männlichen Geschlechts im Gesange, in der Deklamation, auf Instrumenten, im praktischen Generalbasse, und im Tonsatze ausgebildet werden sollen. Wenn es die Kräfte des Vereins und sonstigen Verhältnisse gestatten, so wird sich der Verein auch angelegen seyn lassen, den Unterricht am Mozarteum auch auf das weibliche Geschlecht, jedoch jedenfalls abgesondert, auszudehnen.“
1880 wurde das Mozarteum von der Internationalen Stiftung Mozarteum übernommen und als öffentliche Musikschule geführt, wie im 1. Jahresbericht von 1880 angeführt ist: „Die Schule muss erfreulichen Nachwuchs an musikalischen Kräften zum Nutzen der eigenen Bildung des Schülers, wie für die Familie, für den Kirchenchor und den Concertsaal erbringen…“
1914 schließlich erlebte das Mozarteum einen Aufschwung: es bekam ein eigenes Gebäude in der Schwarzstraße und führte nun den Titel Konservatorium. Aus dem Jahresbericht 1914/15: „…Der Besuch der Anstalt hat daher trotz des Krieges einen nicht unwesentlichen Zuwachs erfahren; ein Erfolg, der offenkundig dartut, dass nicht allein die traditionelle Vergangenheit der Mozartstadt, sondern das innerste Bedürfnis seiner Bevölkerung und das seiner benachbarten Länder, eine musikalische Bildungsstätte in Salzburg erheischt und für deren schönste Entwicklungsmöglichkeiten bürgt.“
1922 musste das Konservatorium aufgrund der schwierigen finanziellen Lage nach dem ersten Weltkrieg verstaatlicht werden. 1939 wurde es in die „Reichshochschule Mozarteum“ umgewandelt. Nach dem zweiten Weltkrieg führte es weiterhin vorübergehend den Titel "Musikhochschule", 1953 wurde es schließlich „Akademie für Musik und darstellende Kunst ‚Mozarteum‘ in Salzburg“.
1970 wurde die Akademie zur Hochschule ernannt und erhielt wie die Universitäten eine demokratische Struktur. Im Mai 1971 wählte das Lehrerkollegium Paul von Schilhawsky zum ersten Rektor und wenig später konstituierte sich das Gesamtkollegium als neues Führungsgremium.
Mit einem neuen Universitätsgesetz wurde das Mozarteum 1998 zu einer Universität der Künste. Die Gremien der nunmehrigen „Universität Mozarteum Salzburg“ konnten die Satzung und die Organisationsstruktur erstmals selbst verfassen und somit ihrer Institution ein stärkeres Eigenprofil geben. Seitdem kann das Mozarteum auch eigenständig Professorinnen und Professoren berufen. In einem Entwicklungsplan und einer Leistungsvereinbarung werden mit dem Ministerium Leistungen und Kosten alle drei Jahre ausverhandelt. In den Salzburger Nachrichten vom 1. Juli 2000 führte der damalige Rektor Klaus Ager aus: „Eine Kunstuniversität sei primär dazu da, breite Bildungsangebote zu machen, also das „Universale“ zu betonen. […] Der „Konservatoriumsgedanke“ bleibt, ist Ager überzeugt, solange es ein bürgerliches Kulturleben geben wird. Und hofft persönlich, dass das noch lange der Fall sein wird. Mehrheitlich werden also schon noch „Rachmaninoff-Pianisten und Paganini-Geiger“ ausgebildet. „Aber die Aufgabenstellungen ändern sich rapide, und je breiter da die Basisausbildung ist, desto mehr kann man später machen.“
Im Jahr 2017 wählten Senat und Universitätsrat mit Elisabeth Gutjahr erstmals eine Frau an die Spitze der Universität Mozarteum. Über die neuen Entwicklungen ihrer Amtszeit als Rektorin werden dann womöglich Studierende in 100 Jahre im Archiv der Universität nachlesen.