Im Rahmen der Internationalen Sommerakademie und zahlreichen Masterclasses ist der renommierte amerikanische Pianist, Pädagoge, Mozart-Forscher und Harvard-Professor Robert Levin bereits seit Jahren regelmäßiger Gast an der Universität Mozarteum. Ab Mai 2024 tritt er seine Lehrtätigkeit am Department für Tasteninstrumente an.
Prof. Dr. h. c. mult. Robert D. Levin konzertiert weltweit in Soloabenden sowie als Kammermusiker und arbeitete bereits mit den Orchestern von Berlin, Birmingham, Boston, Chicago, Cleveland, Los Angeles, Montreal, Tokio und Wien zusammen. Er ist regelmäßig bei den Festspielen von Sarasota, Oregon Bach, Tanglewood, Ravinia, Hollywood, Bremen und der Salzburger Mozartwoche tätig. Als Kammermusiker bestreitet er ein langjähriges Duo mit der Bratschistin Kim Kashkashian und tritt oft mit seiner Frau, der Pianistin Ya-Fei Chuang, auf. Zehn Jahre lang war er künstlerischer Direktor des Sarasota Music Festivals. Als leidenschaftlicher Verfechter der Neuen Musik hat Robert Levin zahlreiche Aufträge und Uraufführungen bestritten, darunter Paysage au clair de lune von Denissow, Veils von Joshua Feinberg, die 2. Klaviersonate von John Harbison, das Klavierkonzert Chiavi in mano von Yehudi Wyner (Pulitzer-Preis 2006), die Préludes von Bernard Rands, das Klavierkonzert von Thomas Oboe Lee und Träume von Hans Peter Türk. Er hat eine Gesamteinspielung der Beethoven-Konzerte mit John Eliot Gardiner und dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique auf historischen Tasteninstrumenten vorgelegt (DG Archiv), ferner das Gesamtwerk für Klavier von Henri Dutilleux (ECM) (Stern des Monats bei Fono Forum) und die Sonaten und Variationen von Beethoven für Klavier und Cello auf historischen Instrumenten mit Steven Isserlis (Hyperion). Seine neueren Einspielungen umfassen Mozarts unvollendete Werke für Klavier und Violine in seinen Ergänzungen mit Gérard Poulet und die sechs Bach-Partiten (Grand Prix International du Disque) (Le Palais des Dégustateurs); sämtliche Klaviertrios von Schubert mit Noah Bendix-Balgley und Peter Wiley (Le Palais des Dégustateurs); sämtliche Klaviersonaten von Mozart auf Mozarts eigenem Walter-Flügel (ECM, Koproduktion mit der Internationalen Stiftung Mozarteum, Diapason d’Or de l’année) und sämtliche Werke von Mozart für Tasteninstrumente (Cembalo, Tangentenflügel und Hammerflügel) und Orchester mit Christopher Hogwood, Richard Egarr, Bojan Čičić, Laurence Cummings und der Academy of Ancient Music (Decca/Oiseau Lyre und AAM).
Robert Levin studierte Klavier bei Louis Martin und Komposition bei Stefan Wolpe in New York. Bereits als Jugendlicher erhielt er bei Nadia Boulanger in Fontainbleau und Paris Unterricht. Zum Abschluss seiner Studien an der Harvard University wurde er von Rudolf Serkin berufen, die Abteilung für Musiktheorie des Curtis Instituts Philadelphia zu leiten, von 1972 bis 1986 hielt er eine Professur an der Staatlichen Universität New York/Purchase inne. Nach seiner Tätigkeit als Klavierprofessor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau wurde Levin 1993 nach Harvard als Professor der Geisteswissenschaften berufen, wo er zwanzig Jahre tätig war. 1979 leitete er auf Bitte von Nadia Boulanger das Amerikanische Konservatorium in Fontainebleau, wo er bis 1983 als Professor wirkte. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters sowie Präsident des Internationalen Johann Sebastian Bach Wettbewerbs Leipzig. Er ist Gastprofessor an der Juilliard School und der Sibelius Academy sowie internationaler Lehrstuhlinhaber an der Guildhall School of Music and Drama in London.
Neben seiner Konzerttätigkeit ist Robert Levin als Musiktheoretiker und Mozartforscher tätig. Seine Wiederbelebung der Praxis improvisierter Kadenzen und Verzierungen in der Wiener Klassik ist weltweit anerkannt, seine Ergänzungen zu unvollendeten Kompositionen Beethovens, Mozarts und Schuberts sind bei Bärenreiter, Breitkopf & Härtel, Carus, G. Henle, Peters und der Wiener Urtext Edition erschienen, eingespielt und weltweit aufgeführt worden. Seine Kadenzen zu Mozarts Violinkonzerten wurden von Gidon Kremer mit Nikolaus Harnoncourt und den Wiener Philharmonikern eingespielt und bei Universal-Edition Wien veröffentlicht; Kadenzen zu Mozarts Bläserkonzerten, zu Beethovens Violinkonzert und zu den Violakonzerten von Hoffmeister und Stamitz erschienen bei G. Henle. Seine Rekonstruktion des Bläserkonzertes KV 297B wurde von den Wiener Philharmonikern im Rahmen der Salzburger Mozartwoche uraufgeführt und mehrfach aufgenommen. Seine Vervollständigung des Mozart-Requiems, Auftrag der Internationalen Bach-Akademie Stuttgart, wurde 1991 von Helmuth Rilling uraufgeführt, in aller Welt gespielt und mehrfach aufgenommen. Im Januar 2005 dirigierte Rilling die Uraufführung von Levins Ergänzung zu Mozarts c-Moll-Messe, einem Auftragswerk der Carnegie Hall New York.
2018 wurde er mit der Bach-Medaille der Stadt Leipzig ausgezeichnet, im April 2024 wurde ihm für seine Verdienste um die Ergänzung zahlreicher hinterlassener Kompositionsfragmente Mozarts die Goldene Mozart-Medaille der Internationalen Stiftung Mozarteum verliehen.