Social Justice: Kunst braucht Nähe. Nähe braucht Regeln und Dialog

Do. 7.11.2024—Fr. 8.11.2024
Workshop
Eintritt frei!
Social Justice: Kunst braucht Nähe. Nähe braucht Regeln und Dialog
Do. 7.11.2024 — Fr. 8.11.2024

Antje Kirschning reflektiert Spezifika von Musik- und Kunstuniversitäten und zeigt wie deren Strukturen und alltäglicher Umgang emotionale Übergriffe, psychische Verletzungen und Machtmissbrauch begünstigen. Sie bietet Vorschläge wie die sensible Balance zwischen vertrauensvoller Nähe und angemessener Abgrenzung im Unterricht besser gelingen kann und präsentiert Maßnahmen zur Prävention von Machtmissbrauch, sexualisierter Belästigung und Gewalt, mit dem Potential über die Universitäten hinaus in die Kulturbranche hineinzuwirken.

PROGRAMM

Workshop für Studierende (7.11.24: 15:00–18:00 Uhr)

Wie verhalte ich mich, wenn mich mein*e Professor*in auf eine Weise anfasst, die mir unangenehm ist? Wie reagiere ich auf ein Kompliment zu meinem Äußeren, wenn ich mir doch ausschließlich ein Feedback auf mein Vorspiel wünsche? Kann ich darauf bestehen, gesiezt zu werden, wenn alle sich duzen? Was kann ich tun oder sagen, wenn ich beobachte, wie andere Studierende sexistische Bemerkungen über jemand Drittes machen?

Wenn Du Dir manchmal solche oder ähnliche Fragen stellst, dann könnte dieser Workshop hilfreich sein für Dich. Anhand von konkreten Beispielen sprechen wir darüber, wie Studierende an Musik- und Kunstuniversitäten ihre Bedürfnisse nach Abstand durchsetzen können – oder auch den Wunsch nach mehr Nähe benennen. Wir besprechen, wie mit einer körperlichen oder seelischen Grenzverletzung umgegangen werden soll und wo Unterstützung zu bekommen ist. In Übungen probieren wir aus, welche verbalen und nonverbalen Möglichkeiten es gibt, die alle zukünftig spontan anwenden können. 

Öffentlicher Vortrag (8.11.24: 10:30–12:00 Uhr)

In ihrem Vortrag reflektiert Antje Kirschning Spezifika von Musik- und Kunstuniversitäten und zeigt wie deren Strukturen und alltäglicher Umgang emotionale Übergriffe, psychische Verletzungen und Machtmissbrauch begünstigen. Sie bietet Vorschläge wie die sensible Balance zwischen vertrauensvoller Nähe und angemessener Abgrenzung im Unterricht besser gelingen kann und präsentiert Maßnahmen zur Prävention von Machtmissbrauch, sexualisierter Belästigung und Gewalt, mit dem Potential über die Universitäten hinaus in die Kulturbranche hineinzuwirken.

Workshop für Lehrende (8.11.24: 14:00–17:00 Uhr)

Künstlerische Exzellenz und internationales Renommee gelten als wichtigste Auswahlkriterien an künstlerischen Universitäten. Wenn Lehrende jedoch von der Bühne in den Unterricht wechseln, muss dieser Rollenwechsel reflektiert werden, denn an der Hochschule sind völlig andere soziale und psychologische Kompetenzen gefragt. Wegen der #MeToo-Debatte sind viele Lehrende verunsichert. Fragen Sie sich manchmal: Darf ich Studierende noch anfassen und wie? Wie würde ich reagieren, wenn ein*e Student*in mir übergriffiges Verhalten vorwirft? Unter welchen Voraussetzungen könnte ich (möglichst gelassen) nachfragen, welche Situation das war und was wir ändern sollten, damit sich das nicht wiederholt? Wer wirksam übergriffigem Verhalten vorbeugen möchte, muss Kommunikationsräume eröffnen, in denen angstfrei über Grenzen, über eine Kultur der Zustimmung und über Handlungsoptionen gesprochen werden kann. Wer Studierende unterstützen will, die sich diskriminiert oder sexuell belästigt fühlen, muss die Dynamiken verstehen, die in den Lern- und Arbeitsprozessen der Hochschulen angelegt sind. Wer sich Offenheit wünscht, muss sich selbst öffnen und mit gutem Beispiel vorangehen.
Wir werden gemeinsam überlegen, wie jede*r einzelne zu einem Miteinander an der Universität Mozarteum beitragen kann, in dem sich alle Studierenden und Lehrenden respektiert fühlen. Wir tauschen uns über den Code of Conduct aus und erhalten Anregungen, wie wir entsprechende Gespräche führen oder uns wechselseitig konstruktiv Feedback geben können. 

Öffentliche Abschlussdiskussion (8.11.24: 17:30–18:30 Uhr)

In offener Runde werden Teilnehmer*innen des Vortrags und der Workshops sowie Interessierte mit Mitgliedern des Rektorats, Senats, AKGs, des Instituts für Gleichstellung und Gender Studies, der ÖH u.a.m. über weitere Notwendigkeiten und konkrete Umsetzungsschritte hinsichtlich nachhaltiger Präventionsmaßnamen gegen sexualisierte/sexuelle Diskriminierung, Gewalt und Machtmissbrauch an der Universität Mozarteum diskutieren.

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Antje Kirschning (Diplom-Sozialwirtin und Mediatorin) ist seit 2014 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und seit 2018 Sprecherin der bukof-Kommission der künstlerischen Hochschulen. Sie hat in den letzten Jahren Vorträge zu alltäglichem Sexismus an Musikuniversitäten (Weimar, München, Halle, Trossingen, Graz, Linz, Wien) gehalten und setzt sich in ihren Publikationen für einen konstruktiven, professionellen Umgang mit Nähe und Distanz in der künstlerischen Ausbildung ein. Sie plädiert für einen Werte- und Verhaltenskodex an jeder künstlerischen Hochschule, für Weiterbildungen für Lehrende zum professionellen Umgang mit persönlichen Grenzen und entsprechende unbenotete Seminare für Studierende.

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