„Ein Ehrenkranz dem weiblichen Talent“

Fr. 29.9.2023
Konzert
Eintritt frei!
Orchesterprojekt 21 | © Christian Schneider
„Ein Ehrenkranz dem weiblichen Talent“
Fr. 29.9.2023

Yi Lin Jiang (Klavier) und das Orchesterprojekt 23 (Leitung: Wolfgang Danzmayr und Alexandra Helldorff) interpretieren Orchesterwerke von Louise Farrenc (1804–1875), Katharina Blassnigg (*1979), Florence Price (1887–1953) und Emilie Mayer (1812–1883).

Moderation: Iris Mangeng

Diesen „Ehrenkranz“ verlieh der deutsche Dichter und Musikkritiker Ludwig Rellstab „dem weiblichen Talent“ der ersten Fulltime-Berufskomponistin Europas Emilie Mayer (1812–1883), deren komplex gesetzte, rhythmisch elegante, geschmackvoll instrumentierte 5. Symphonie in f-Moll (1862) einen Vergleich mit dem sinfonischen Werk ihrer männlichen Zeitgenossen nicht zu scheuen braucht und längst einen Platz im Standardrepertoire verdient hätte.

Jenen im Zitat gespiegelten Geist des 19. Jahrhunderts, der weithin von der Vorstellung geprägt war, dass künstlerische Schaffenskraft – gerade im sinfonischen Bereich – allein Männern vorbehalten sei, betraf u.a. auch die Französin Louise Farrenc (1804–1875). Ihre dramatisch zupackende, triumphal schließende Ouvertüre Nr. 1 in e-Moll, op. 23 (1834) garantiert einen temperamentvollen Auftakt des Konzerts. Eine nicht minder intensive Atmosphäre entwickelt die österreichische Komponistin Katharina Blassnigg (*1979) in zwei zeitgenössischen Werken für Kammerorchester. "accordatura" (2018) macht den Einstimmvorgang des Orchesters zum fixen Bestandteil der Komposition, dem dabei verwendeten Kammerton a′ sowie dessen Obertonstruktur kommt im weiteren Stückverlauf eine zentrale Rolle zu. Mit "1999" gelangt anschließend ein extra für dieses Konzert komponiertes Werk zur Uraufführung, welches nicht nur die eindrücklichen Stimmungen der Sonnenfinsternis im titelgebenden Jahr einfängt, sondern sich außerdem auf den 1999 in Kraft getretenen Vertrag von Amsterdam bezieht, der u.a. das Verbot der geschlechtsspezifischen Diskriminierung betont und für die Gleichstellung von Männern und Frauen auf breiter Ebene eintritt. Durch eingearbeitete kurze Zitate aus Kompositionen, die in den letzten Jahren in dieser Konzertreihe bereits erklungen sind, erweist Blassnigg zahlreichen Komponistinnen der Musikgeschichte Referenz – verleiht ihnen gewissermaßen ihren Ehrenkranz – und setzt ein deutlich hörbares Ausrufezeichen hinter das Anliegen der Veranstaltung, mehr Gleichstellung bei der Programmierung von Konzerten zu erreichen.

PROGRAMM

  • Louise Farrenc (1804-1875): Ouvertüre Nr. 1 in e-Moll, op. 23 (1834)
  • Katharina Blassnigg (*1979): "accordatura" (2018) & "1999" (2023/UA)
  • Florence Price (1887-1953): Piano Concerto in One Movement (1934)
    Yi Lin Jiang, Klavier

- - - Pause - -

  • Emilie Mayer (1812-1883): 5. Symphonie f-Moll (1862)
    I. Allegro agitato
    II. Adagio
    III. Scherzo. Allegro vivace
    IV. Finale. Allegro vivace

Gemeinsam mit dem international erfolgreichen Mozarteum-Alumnus Yi Lin Jiang (Klavier) interpretiert das Orchesterprojekt 23 das Piano Concerto in One Movement (1934) von Florence Price (1887–1953). Sie war die erste Afroamerikanerin, die sich zu Lebzeiten als Komponistin in der klassischen Musikszene der USA behaupten konnte und nicht nur in ihrem Klavierkonzert eine spätromantische Stilistik raffiniert mit Anklängen an Black American Spirituals, Jazzelementen sowie afroamerikanischen Volkstänzen zu verbinden versteht.