Rainer J. Schwob:
Interpretationen von Mozarts Klavierkonzerten
Eines von drei Post-Doc-Projekten (2014-2017) zur Erforschung praktischer Mozart-Interpretationen
Dieses Projekt ist vorerst mit einer Publikation zu den Solokadenzen abgeschlossen:
Zugabe oder Quintessenz? Die freie Solokadenz in W.A. Mozarts Klavierkonzerten am Beispiel von KV 491, in: Sowohl Mozart als auch... Salzburger Jubiläumstagung zur Rezeptions- und Interpretationsforschung (2016), hrsg. von Joachim Brügge, Freiburg i. Br., Berlin, Wien: Rombach Verlag, 2017 (Rombach Wissenschaften – klang–reden; 18), S. 59–118.
Für weitere Publikationen, u.a. zu Mozarts Klavierwerken, vgl. die Liste meiner Veröffentlichungen.
Eine Fortsetzung der Studien zu Mozarts Klavierkonzerten (ev. mit einer Monographie) ist geplant.
Die folgenden stichwortartigen Informationen präsentierten das geplante Projekt vor seiner eigentlichen Durchführung.
Gründe für die Wahl des Forschungsthemas
- Es gibt reichlich Vergleichsmaterial, d. h. Aufnahmen mit den unterschiedlichsten Interpretinnen / Interpreten und den verschiedensten Instrumenten!
- Mozarts Klavierkonzerte sind Schlüsselwerke für die Gattung, zugleich ist das „Klavierkonzert“ eine Schlüsselgattung für Mozart.
- Bei Mozarts Konzerten ist die Interaktion Pianist – Orchester – Dirigent von besonderem Interesse (und besonderer Faszination); es ist durchaus möglich, dass diese Protagonisten verschiedene Intentionen verfolgen.
- Neben den Passagen, die dem Notentext folgen, kann man im Konzert auch improvisatorische Elemente (Kadenzen, Eingänge) untesuchen.
Methodik
- Erkennen von „Spielräumen“ und ihren Grenzen (was wird gemacht, was nicht?)
- Primäre Quellen sind Aufnahmen (Video, Audio), verwendete Notenausgaben
- Auswertung weiterer Quellen: Äußerungen, Interviews, Rezensionen / Kritiken, Künstler-Biographien, Diskographien...
- Einsatz von Visualisierung zur Entlastung der sprachlichen Beschreibung (kein Selbstzweck): mit Notenschrift, Spektogrammen, Graphen, abstrakten Modellen...
- Einsatz von technische Analyse z. B. von Klangfarbe, Agogik, Tonlänge, Intonation, Klangbalance
- Untersuchung von Artikulation und Phrasengestaltung
- Transkription und Analyse von Verzierungen, Eingängen und Kadenzen
- ev. experimentelle Forschung (Fingersätze, Pedal, Gestik, genaue Anschlagstärke...) mithilfe von Hochgeschwindigkeitskamera oder MIDI-Klavier (Bösendorfer-Computerflügel) – mit ‚normalen‘ Aufnahmen ist das nicht möglich
Ziele
- Erarbeiten von Methoden für Interpretationsanalyse und Interpretationsvergleich
- Würdigung der individuellen künstlerischen Leistung
- Aufzeigen von Moden und Schulen
- Spuren der Interpretation bei anderen Interpretinnen und Interpreten
- Beitrag zur Mozart-Forschung
Abbildung: Mozart, Konzert in B, KV 595, 3. Satz, Rudolf Buchbinder 2004, Visualisierung mit dem Sonic Visualiser:
Dynamik (grün): sehr gleichmäßig!
Agogik (dunkel-orange): Betonung des Walzer-Rhythmus (Beschleunigung auf die „2“ und „5“). Zugleich großräumige Gestaltung der acht Takte, ‚innen‘ gleichmäßiger, ‚außen‘ Verzögerung der „1“ im 2. und 8. Takt.